Berlin (epd). 30 Jahre nach den Ausschreitungen gegen Asylbewerber in Rostock-Lichtenhagen hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) das damalige Verhalten Schaulustiger und der Polizei kritisiert. „Es ist bis heute erschütternd, dass kaum einer gegen den Mob einschritt“, erklärte Faeser am Montag in Berlin. Viele Menschen hätten sogar applaudiert und die Angreifer weiter angestachelt. „Dass kein Mensch starb, war reines Glück“, sagte Faeser.
„Der in Rostock-Lichtenhagen aufgeflammte rechtsextremistische Menschenhass wurde zum Fanal, ebenso wie das zögerliche und halbherzige Verhalten der Sicherheitskräfte und die zu geringe Empathie in Politik und Gesellschaft“, erklärte die Ministerin. Mitten in Deutschland hätten Menschen um ihr Leben fürchten müssen. Die Angriffe auf die Bewohnerinnen und Bewohner einer Aufnahmestelle für Asylsuchende in Rostock-Lichtenhagen gehörten zu den schlimmsten rassistischen Ausschreitungen der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Zudem betonte Faeser, Rechtsextremismus sei auch derzeit die größte extremistische Bedrohung der Demokratie. Vom 22. bis zum 26. August 1992 gab es im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen schwere rassistisch und fremdenfeindlich motivierte Ausschreitungen. Im Verlauf der vier Tage gerieten dabei 150 Menschen in akute Lebensgefahr, nachdem ein Wohnhaus vietnamesischer DDR-Vertragsarbeiter in Brand gesetzt worden war. Mehr als 200 Polizisten wurden verletzt, einer davon schwer.