Musikfest-Leiter: Russische Kultur nicht verurteilen

Musikfest-Leiter: Russische Kultur nicht verurteilen

Berlin (epd). Der Leiter des Musikfests Berlin, Winrich Hopp, hat dazu aufgerufen, russische Kultur nicht wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine pauschal zu verurteilen. „Ich würde mir keinen Putin-Verehrer ins Programm holen“, sagte er der „Berliner Morgenpost“ (Samstag). Aber es gebe für ihn keinen Grund, Lebenswelten, Kulturen und Kunstwerke allein deshalb auszugrenzen, weil man sich angewöhnt habe, sie als russisch zu bezeichnen.

Der russische Präsident Wladimir Putin bediene sich zur Rechtfertigung des Kriegs vaterländischer Motive, sagte Hopp. Dadurch würden Werke problematisch, die diesen Erzählungen nahestehen oder für sie instrumentalisiert worden seien.

Als Beispiel nannte der Leiter des Musikfests die 7. Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch. Sie sei als „komponierte antifaschistische Kampfansage bedeutender Bestandteil der großen vaterländischen Geschichte“ geworden. Genau so verstehe Putin auch den Angriff auf die Ukraine. „Man kann die sich aus solcher Vereinnahmung ergebenden Missverständnisse Menschen aus der Ukraine, aber auch Russen, die dem offiziellen Narrativ der Kriegserklärung nicht folgen, kaum zumuten.“ Bisweilen schütze man Werke durch ihre Nichtaufführung.

Das Musikfest Berlin findet vom 27. August bis zum 19. September statt. Dabei werden mehr als 50 Werke von etwa 40 Komponisten und Komponistinnen aufgeführt, darunter auch Lieder von Schostakowitsch.