Köln (epd). In der Debatte um den Missbrauchsskandal im Erzbistum Köln hat der Betroffenenbeirat den Vorwurf zurückgewiesen, er sei bei der Erstellung des Gutachtens zur Aufarbeitung der Vorfälle von der Bistumsleitung beeinflusst worden. Dieser Vorwurf „trifft uns hart. Das Gegenteil ist der Fall“, erklärte das Gremium am Freitag in Köln. Tatsache sei vielmehr, „dass wir unsere Ideen zur Erstellung des Gutachtens vortragen konnten. Ein bis dato einmaliger Vorgang in einem deutschen Bistum.“
Zugleich kritisierte der Betroffenenbeirat, dass das „monatelange lautstarke Medienspektakel“ um die Vorfälle im Erzbistum „Wunden“ aufreiße und die Betroffenen „immer stärker persönlich“ belaste. „Was wir ein weiteres Mal durchmachen, können wohl nur diejenigen nachempfinden, die sexuellen Missbrauch selbst erfahren haben“, hieß es.
Das Gremium betonte, ihm liege weiterhin daran, „als erster Betroffenenbeirat in einem deutschen Bistum die begonnene Arbeit fortzusetzen“. Zudem sei es verletzend, wenn das Thema Missbrauch „fast ausschließlich nur als 'Aufhänger' für kirchenpolitische Kritik“ genutzt werde. „Wir können den Grund für die Kritik nicht bewerten und niemanden davon abhalten, aber sie sollte sachlich korrekt ausgesprochen und nicht auf unsere Kosten geschehen.“
Die „einseitige Information“ der Öffentlichkeit befördere zudem eine „Stimmungsmacherei“, erklärte das Gremium in seiner schriftlichen Mitteilung. Der amtierende Betroffenenbeirat wünsche sich stattdessen, „dass kirchenpolitische Fragen und Probleme mit den Verantwortlichen direkt besprochen werden, statt ständig in den Medien den sexuellen Missbrauch vorzuschieben und uns erneut zu benutzen“.
Die Leitung des Erzbistums Köln um Kardinal Rainer Maria Woelki steht wegen der Aufklärung des sexuellen Missbrauchs und der Erstellung zweiter damit zusammenhängender Gutachten in der Kritik. Medien hatten zudem Anfang August berichtet, PR-Berater von Woelki hätten im Herbst 2020 ein Konzept für das „Überleben“ des Kardinals im Amt entworfen. Ziel sei die Beeinflussung und Lenkung der öffentlichen Meinung gewesen. Dabei sei auch versucht worden, den Betroffenenbeirat für diese Zwecke einzuspannen, wurde berichtet. Mehrere Stadtdechanten im Erzbistum distanzierten sich und forderten Aufklärung sowie Transparenz. Das Erzbistum wies vergangene Woche Vorwürfe möglicher Beeinflussung des Betroffenenbeirats zurück.