Brüssel (epd). Angesichts des Streits über die Wahlergebnisse in Kenia ruft die Europäische Union (EU) alle Parteien dazu auf, friedlich zusammenzuarbeiten. Die EU nehme die Ergebnisse der Wahlkommission, die William Ruto zum Sieger der Präsidentenwahl erklärte, ebenso zur Kenntnis wie die Entscheidung des offiziell unterlegenen Raila Odinga, Einspruch zu erheben, teilte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Dienstagabend in Brüssel mit. Anhaltende Streitigkeiten und verbleibende Bedenken müssten mit Hilfe bestehender rechtlicher Mechanismen friedlich beigelegt werden, betonte Borrell. Auf Twitter gratulierte er dem Wahlgewinner Ruto.
Odinga hatte am Dienstag erklärt, die von der Wahlkommission veröffentlichten Zahlen seien „null und nichtig“ und müssten von einem Gericht aufgehoben werden. Der 77-Jährige lag laut dem offiziellen Ergebnis äußerst knapp hinter dem bisherigen Vizepräsidenten Ruto (55), der die Wahl mit etwas über 50 Prozent der Stimmen gewann. Überschattet war die Bekanntgabe der Resultate von einem Zerwürfnis innerhalb der Wahlkommission.
Kurz vor der Veröffentlichung der Ergebnisse hatten vier der sieben Mitglieder der Wahlkommission erklärt, dass die letzte Phase der Auszählung „undurchsichtig“ gewesen sei und dass sie diese nicht unterstützen könnten. Bereits während der mehrtägigen Auszählung war die Angst vor Ausschreitungen nach der Bekanntgabe des Ergebnisses gestiegen. Bei vergangenen Wahlen in Kenia hatten Behauptungen über Wahlfälschungen Gewalt ausgelöst, Hunderte Menschen verloren ihr Leben.