Köln, Kabul (epd). Unicef hat vor den wirtschaftlichen Folgen des Schulausschlusses afghanischer Mädchen gewarnt. Nach Berechnungen des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen kostet es Afghanistan 2,5 Prozent seines jährlichen Bruttoinlandsprodukts, wenn Mädchen keine weiterführende Schule besuchen. In den vergangenen zwölf Monaten habe dies die afghanische Wirtschaft mindestens 500 Millionen US-Dollar (488 Millionen Euro) gekostet, erklärte Unicef am Montag in Köln. Vor einem Jahr - am 15. August 2021 - hatten die radikalislamischen Taliban in Afghanistan die Macht übernommen.
Wenn die derzeit drei Millionen afghanischen Mädchen im entsprechenden Alter ihre Sekundarschulbildung abschließen und am Arbeitsmarkt teilnehmen könnten, würden Mädchen und Frauen mindestens 5,4 Milliarden US-Dollar (5,3 Milliarden Euro) zur Wirtschaft beitragen, hieß es. Für die Analyse hat Unicef nach eigenen Angaben Schätzungen der Weltbank von 2018 herangezogen.
Die Entscheidung, Mädchen nicht mehr zur Sekundarschule zuzulassen, verletzte nicht nur das Grundrecht der Mädchen auf Bildung, sagte der Unicef-Repräsentant für Afghanistan, Mohamed Ayoya. Es setze sie auch „erhöhter Angst und einem größeren Risiko von Ausbeutung und Missbrauch aus, einschließlich Kinderhandel sowie Früh- und Zwangsverheiratung“. Schon vor der Machtübernahme der Taliban im August vergangenen Jahres waren nach Unicef-Angaben mehr als 4,2 Millionen Kinder nicht zur Schule gegangen, 60 Prozent von ihnen waren Mädchen.