Tod eines 16-Jährigen: Reul warnt vor Vorverurteilungen der Polizei

Tod eines 16-Jährigen: Reul warnt vor Vorverurteilungen der Polizei

Köln (epd). Nach den tödlichen Schüssen eines Polizisten auf einen 16-Jährigen in Dortmund hat der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) vor Vorverurteilungen und pauschaler Kritik gewarnt. „Ich erlebe jetzt im Moment Menschen, die wissen genau, wie der Ablauf in diesem Fall war und wer da was falsch gemacht hat“, kritisierte Reul am Donnerstag im WDR5-„Morgenecho“. „Ich weiß das noch nicht. Und ich habe garantiert im Moment mehr Informationen als manch anderer.“

Reul versprach, dass der Fall „hundertprozentig aufgeklärt“ werde. „Ich lasse da nichts liegen“, kündigte er an. „Aber es muss fair zugehen.“ Am Montag hatte ein Polizeibeamter laut Staatsanwaltschaft vor einer Jugendhilfeeinrichtung in Dortmund mit einer Maschinenpistole sechsmal auf einen 16-jährigen Senegalesen geschossen. Fünf Schüsse hätten den Jugendlichen an Bauch, Gesicht, Unterarm und Schulter verletzt. Er starb im Krankenhaus. Die Polizei war mit elf Beamten vor Ort.

„Es ist immer klug, dezidiert die Fakten zu analysieren“, sagte Innenminister Reul. Dafür gebe es eine unabhängige Justiz, die Polizei, die von einer anderen Behörde mitprüfe, und zukünftig einen unabhängigen Polizeibeauftragten. „Dieser Polizist, der am Ende geschossen hat, wird am Ende betrachtet wie jeder andere Bürger, der geschossen hat“, sagte der CDU-Politiker. Über die Ermittlungen entscheide am Schluss die Staatsanwaltschaft. Er rate allen, sich diesen Fall genau anzuschauen.

Die Betreuer des jungen Mannes hätten die Polizei gerufen, weil dieser sich habe umbringen wollen, sagte der CDU-Politiker. Polizisten in Zivil hätten erst versucht, ihn zu beruhigen. „Als das nicht funktionierte, hat man versucht, mit Reizgas ihn abzulenken“, erklärte Reul. Die Idee sei gewesen, dass er sich die Augen reibe und dann das Messer fallen lasse, das er bei sich gehabt habe.

Auch das habe aber nicht funktioniert, weswegen eine Elektroschockpistole eingesetzt worden sei, die allerdings auch keine Wirkung gehabt habe, sagte Reul. Dann sei der Jugendliche auf die Polizei zugerannt. „Das ist eine ungeheuer schwierige Lage“, betonte der Innenminister. Es sei um die Frage gegangen, ob der Jugendliche zusteche oder die Polizei schieße.

Laut Staatsanwaltschaft wird mit Blick auf den Polizeibeamten, der auf den Jugendlichen geschossen hat, der Anfangsverdacht der Körperverletzung mit Todesfolge geprüft. Die Entscheidung darüber, ob Anklage erhoben oder das Verfahren eingestellt wird, werde einige Wochen dauern.