Bamberg, Berlin (epd). Wer wütend und zugleich nicht gegen Corona geimpft ist, zeigt einer Studie zufolge weniger Neigung, sich impfen zu lassen. Die Erinnerung an wütend machende Ereignisse verstärke die Einstellungen, die Menschen ohnehin hätten, heißt es in der am Dienstag vorgestellten Untersuchung eines sozialwissenschaftlichen Teams der Freien Universität Berlin und der Uni Bamberg.
Die Forscherinnen und Forscher hatten in einem Experiment mehr als 2.800 Menschen befragt. Sie erfassten dabei den Impfstatus der Befragten sowie deren Zustimmung oder Ablehnung einer Impfpflicht gegen Corona. Zusätzlich wiesen sie einen Teil der Befragten an, sich an ein sie ärgerndes Ereignis zu erinnern. Eine Kontrollgruppe erhielt keine derartige Aufforderung.
Sowohl bei Geimpften wie bei Ungeimpften sorgte laut der Studie Wut dafür, dass die Polarisierung zunahm. Wütende Geimpfte befürworteten eine Impfpflicht demnach stärker als jene in der Kontrollgruppe, wütende Ungeimpfte lehnten sie stärker ab. Bei Ungeimpften stellte das Forschungsteam überdies fest, dass Wut deren Feindseligkeit gegen Mitglieder anderer gesellschaftlicher Gruppen zunehmen ließ. Bei den Geimpften habe sich hingegen kaum personenbezogene Polarisierung gezeigt.
„Wut kann die Polarisierung in Bezug auf ein bestimmtes Thema verstärken, da sie zu einer verminderten kognitiven Verarbeitung und einem stärkeren Vertrauen in bereits bestehende Überzeugungen führt“, erklärte Christoph Nguyen, Politikwissenschaftler an der Freien Universität Berlin. Eine emotionalisierende Berichterstattung könne zwar hilfreich sein, um Menschen zu mobilisieren, die eine Impfpflicht ohnehin unterstützen, sagte Mayer. Um die Impfbereitschaft bei Ungeimpften zu erhöhen, sei sie aber kontraproduktiv.