Kenia wählt am Dienstag einen neuen Präsidenten

Kenia wählt am Dienstag einen neuen Präsidenten

Nairobi (epd). Inmitten einer Wirtschaftskrise und einer schweren Dürre wird in Kenia am Dienstag ein neuer Präsident gewählt. Das Rennen zwischen den beiden aussichtsreichsten Kandidaten Raila Odinga (77) und dem derzeitigen Vizepräsidenten William Ruto (55) wird Umfragen zufolge ausgesprochen knapp. Das schürt die Sorge vor Ausschreitungen, die seit der bürgerkriegsähnlichen Gewalt nach den Wahlen Ende 2007 jede Abstimmung in Kenia begleitet. Etwa 22 Millionen Kenianerinnen und Kenianer haben sich registrieren lassen und können ihr Stimme abgeben. Insgesamt leben in dem ostafrikanischen Land rund 54 Millionen Menschen.

Der scheidende Präsident Uhuru Kenyatta (60) darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten. In dem Wahlkampf haben soziale Themen eine große Rolle gespielt. Ruto präsentierte sich als Mann des Volkes, der sich hochgearbeitet hat. So versuchte er, sich trotz seines erheblichen Vermögens und seines Amtes als Vizepräsident von der alten politischen Elite zu distanzieren. Der Vater seines Rivalen Odinga war Kenias erster Vizepräsident und langjähriger Oppositionspolitiker. Odinga versprach eine monatliche Sozialhilfe von umgerechnet knapp 50 Euro für den ärmsten Bevölkerungsteil. Wegen der hohen Staatsschulden lässt sich ein solches Versprechen aber nur schwer umsetzen.

Für das Amt der Vizepräsidenten hat Odinga die ehemalige Justizministerin und weithin anerkannten Juristin Martha Karua (64) nominiert. Rutos Wahl fiel auf den Geschäftsmann Rigathi Gachagua (57), der wegen des Vorwurfs von Geldwäsche und Veruntreuung angeklagt ist. Beide gehören den Kikuyu an, die mit gut 30 Prozent Bevölkerungsanteil die größte kenianische Volksgruppe sind. Die Ethnie, zu der auch der bisherige Präsident Kenyatta gehört, bringt fast sechs Millionen Stimmen mit. Bei dieser Wahl stellen die Kikuyu keinen eigenen Kandidaten.

Insgesamt treten vier Kandidaten bei der Abstimmung an. Der Wahlkampf gilt mit geschätzt einer Milliarde US-Dollar als der teuerste in der kenianischen Geschichte. Vor allem die jüngeren Wählerinnen und Wähler interessieren sich dennoch wenig dafür. Hauptanliegen der Bevölkerung sind die extrem gestiegenen Lebenshaltungskosten. Sie treffen ein Land, das nach einer massiven Heuschreckenplage und den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie nun mit einer schweren Dürre kämpft.

Außer einem Präsidenten werden am Dienstag Senat und Parlament, Lokalparlamente, Gouverneurinnen und Gouverneure sowie Frauenvertretungen der 47 Lokalparlamente neu gewählt.