Lauterbach kritisiert Booster-Ablehnung durch Ärztefunktionär

Lauterbach kritisiert Booster-Ablehnung durch Ärztefunktionär
Chef der Kassenärzte wirft Bundesminister falsche Impfstrategie vor
Der Chef der Kassenärzte, Andreas Gassen, bezweifelt den Sinn einer zweiten Booster-Impfung im Kampf gegen das Corona-Virus. Gesundheitsminister Lauterbach hält die Äußerung für "problematisch".

Berlin (epd). Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat sich verärgert über Äußerungen von Kassenärzte-Chef Andreas Gassen zur Corona-Impfung gezeigt. „Ich halte es für problematisch, wenn der Eindruck erweckt wird, die Impfung für Ältere im Herbst sei nicht notwendig“, sagte Lauterbach dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Sonntag). Gassen hatte in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag) erklärt, er sehe keine Notwendigkeit für einen zweiten Booster, solange es nicht neue und deutlich gefährlichere Varianten gebe. Er selbst wolle sich nicht erneut boostern lassen.

Zumindest für die über 60-Jährigen sei es unumstritten, dass die Booster-Spritze wichtig sei, „um schwere Krankheitsverläufe oder gar Todesfälle zu verhindern“, betonte Lauterbach. Von einem Ärztefunktionär erwarte er, „dass er das klarmacht“.

Zugleich wies Lauterbach Kritik von Gassen an der umfangreichen Bestellung von Impfdosen durch die Bundesregierung zurück. Gassen hatte vorhergesagt, wegen überhöhter Schätzungen müssten am Ende Vakzine für bis zu 100 Millionen Euro weggeworfen werden.

„Offenbar weiß Herr Gassen schon, welcher Impfstoff im Herbst benötigt und bevorzugt wird“, konterte Lauterbach. Tatsächlich sei das aber nicht bekannt. Deshalb habe die Regierung mehrere Impfstoffe parallel bestellt: „Wir haben so eingekauft, dass wir auf jeden Fall den Impfstoff, der dann der beste sein wird, jedem anbieten können“, sagte Lauterbach.

Gassen hatte als Vorsitzender der Kassenärztliche Bundesvereinigung dem Bundesgesundheitsminister eine „falsche“ Impfstrategie vorgeworfen. Statt der von Lauterbach geplanten 60 Millionen Impfungen im Herbst und Winter sei mit höchstens 30 Millionen Impfungen zu rechnen. Dabei seien ein zweiter Booster für alle ab 60, ein erster Booster für alle Jüngeren und ein üppiges Kontingent für Ungeimpfte großzügig eingerechnet.

Mit einem Verweis auf israelische Studien hatte Gassen eine zweite Booster-Impfung vor allem für jüngere Menschen abgelehnt. Selbst bei den gesunden älteren Menschen wäre er mit der Viertimpfung zurückhaltend, insbesondere, wenn sie gerade schon eine Omikron-Infektion überstanden hätten. Das Immunsystem sei ein hochkomplexes Organ.