Ukraine und Russland einigen sich auf Getreideausfuhr über See

Ukraine und Russland einigen sich auf Getreideausfuhr über See

Genf, Istanbul (epd). Die Ukraine und Russland haben sich auf die Ausfuhr von Getreide und Dünger durch das Kriegsgebiet im Schwarzen Meer geeinigt. Die Vereinbarung sei ein „Leuchtfeuer der Hoffnung“, sagte UN-Generalsekretär António Guterres am Freitag in Istanbul während der Unterzeichnungszeremonie. Sie werde Entwicklungsländern und hungernden Menschen Erleichterung verschaffen.

Laut hochrangigen UN-Funktionären handelt es sich um zwei Vereinbarungen über sichere Ausfuhrkorridore für den Verkehr von Frachtschiffen durch das Schwarze Meer. Eine dreht sich um Lieferungen von Nahrungsmitteln aus der Ukraine. Die andere beinhaltet Agrar-Exporte und Düngemittel aus Russland. Die Parteien einigten sich darauf, dass die Schiffe nicht angegriffen werden dürfen.

Die beiden unterzeichneten Abkommen gelten demnach zunächst für 120 Tage, sollen jedoch verlängert werden. Der Ukraine-Deal regelt den Angaben nach die Ausfuhr über die Häfen von Odessa, Tschernomorsk und Juschni. Die Minen in den Gewässern um die Ukraine sollen nicht geräumt werden, weil eine solche Operation zu zeitintensiv wäre. Stattdessen sollen ukrainische Lotsen die Schiffe sicher an den Sprengkörpern vorbeinavigieren.

In Istanbul soll eine Überwachungsstelle eingerichtet werden, mit Personal aus der Ukraine, Russland, der Türkei und UN-Mitarbeitern. Die Schiffe sollen inspiziert werden, um den heimlichen Transport von Waffen zu vereiteln.

Die Ukraine und Russland gehören zu den größten Getreide-Exporteuren weltweit. Russische Streitkräfte halten ukrainische Häfen besetzt und blockierten zuletzt die Ausfuhr. Die Ukraine wiederum verlegte Minen in den Gewässern. Nach UN-Angaben stecken mehrere Millionen Tonnen Getreide in der Ukraine fest.

Wegen der ausbleibenden Ausfuhren und den auch dadurch steigenden Lebensmittelpreisen hat sich die Hungerkrise in vielen Ländern verschärft. Vor allem ost- und nordafrikanische Länder wie Somalia, Ägypten oder Libyen waren vor dem Krieg von Lieferungen aus den beiden Ländern abhängig. Nach Angaben der UN hungern etwa 50 Millionen Menschen zusätzlich infolge des Krieges.

Guterres hatte im April bei Besuchen in Moskau und Kiew für einen sicheren Transport der Nahrungsmittel geworben. Danach nahmen die Parteien in der Türkei Verhandlungen auf, von denen kaum Details an die Öffentlichkeit gelangten.