Schutz von Menschen mit Behinderung vor Hitze oft unzureichend

Schutz von Menschen mit Behinderung vor Hitze oft unzureichend
Menschen mit Behinderung sind oft nicht in der Lage, sich selbstständig vor Hitze zu schützen. Es fehlt an konkreten Hilfen, aber auch an Aufklärung in leichter Sprache.

Berlin, Osnabrück (epd). Die Bundesvereinigung Lebenshilfe kritisiert, dass Menschen mit Behinderungen teilweise in Gebäuden leben und arbeiten, die nicht gut genug gegen Hitze geschützt sind. Hitzeschutz sei deshalb wichtig, weil geistig eingeschränkte Menschen sich mitunter der Gefahren durch Hitze und Sonneneinstrahlung nicht bewusst oder nicht in der Lage seien, Verhaltensregeln selbstständig einzuhalten, sagte Jeanne Nicklas-Faust, Bundesgeschäftsführerin der Lebenshilfe, am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Fachkräfte, die Menschen mit Behinderung unterstützen und begleiten, seien gefordert, einen Schutz sicherzustellen, sagte Nicklas-Faust. Dieser Schutz müsse nicht nur draußen und in Gebäuden, sondern auch während Fahrten gegeben sein.

Auch der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Jürgen Dusel, forderte in der Diskussion um Hitzeschutzpläne eine stärkere Berücksichtigung der Belange behinderter Menschen. „Es braucht einen inklusiven Bevölkerungsschutz“, sagte Dusel dem epd. Einrichtungen müssten Hitzeschutzpläne mit Beteiligung der Bewohnerinnen und Bewohner erarbeiten. Zudem müssten Kommunen solche Pläne vorlegen, sagte Dusel. Er vermisse zudem Informationen zum Hitzeschutz in Leichter oder Gebärdensprache.

So gebe es zwar auf der Internetseite vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe die Rubrik „Sicher durch den Sommer“. Die entsprechenden Informationen in Leichter Sprache und Gebärdensprache fehlten jedoch. Er forderte eine entsprechende Aufbereitung von Informationen über den Umgang mit Hitze auch vonseiten der Landesministerien und in Medien. „Grundsätzlich sollte dieses Vorgehen für alle Extremwetter-Ereignisse und Katastrophen gelten“, sagte Dusel.

Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, forderte von der Politik eine Aufklärungskampagne für hitzegefährdete Menschen. „Praktische Empfehlungen helfen gerade mehr als Rufe nach einem Hitzeschild vom Bund“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (online, Mittwoch).

Gassen befürchtet zahlreiche Hitzetote in Deutschland: „Man muss davon ausgehen, dass nicht nur in Südeuropa, sondern auch bei uns in diesem Sommer wieder sehr viele Menschen der Hitze erliegen werden“, sagte er. „Schon 2020 hatten wir im heißen August mehrere Tausend Hitzetote zusätzlich. Das werden wohl leider regelmäßige Wellen, wenn die Temperaturen zukünftig über mehrere Tage so hoch gehen wie gerade.“