UN beklagen Verbrechen der Taliban in Afghanistan

UN beklagen Verbrechen der Taliban in Afghanistan

Frankfurt a.M., Kabul (epd). Die Vereinten Nationen haben die Verbrechen der Taliban in Afghanistan seit deren Machtergreifung angeprangert. Vor allem ehemalige Angehörige der Sicherheitskräfte, Regierungsmitarbeiter, Medienschaffende sowie Aktivistinnen und Aktivisten seien in Gefahr, heißt es in einem am Mittwoch in Kabul veröffentlichten Bericht der UN-Mission in Afghanistan (Unama). Der UN-Sonderbeauftragte für Afghanistan, Markus Potzel, forderte die Taliban auf, die Menschenrechte aller Afghaninnen und Afghanen zu schützen und zu fördern.

In dem Bericht dokumentieren die UN zwischen dem 15. August 2021 und dem 15. Juni 2022 insgesamt 160 außergerichtliche Hinrichtungen ehemaliger Sicherheitskräfte und Regierungsmitarbeiter durch die De-Facto Behörden der Taliban. Auch Verwandte von vormals bei der afghanischen Regierung beschäftigten Menschen sind demnach gefährdet.

Kurz vor dem Abzug aller internationalen Truppen hatten die radikalislamischen Taliban im vergangenen Jahr Mitte August Kabul erobert. Trotz vagen Versprechen zur Achtung der Menschenrechte, der Wahrung der Pressefreiheit und einer Generalamnestie für Mitarbeiter der Regierung und Sicherheitskräfte hat sich die Menschenrechtslage in dem Land am Hindukusch seither verschlechtert.

In ihrem Bericht zu den ersten zehn Monaten der Taliban-Herrschaft kritisieren die UN-Experten auch die Missachtung von Frauenrechten. Für sie sei das Recht auf Bildung, Arbeit und die Teilhabe am öffentlichen Leben nach und nach eingeschränkt worden. Auch gebe es immer wieder Gewalt gegen Frauen, etwa wenn sie ohne einen männlichen Begleiter ihr Haus verlassen. Vor allem Frauen und Mädchen würden ihre Menschenrechte vorenthalten, sagte Potzel.

Zugleich heben die UN hervor, dass seit dem Abzug der internationalen Truppen weniger Zivilistinnen und Zivilisten ums Leben kamen. So seien im Untersuchungszeitraum 700 Personen getötet und 1.406 weitere verwundet worden. Vor allem die Terrorgruppe „Islamischer Staat Khorasan“ verübe immer wieder Anschläge gegen religiöse und ethnische Minderheiten. Zwischen dem 1. Januar und dem 15. August 2021, also der letzten Phase des Krieges, wurden den UN zufolge noch 2.091 Zivilisten getötet und Tausende weitere verletzt.