Berlin (epd). Die internationale Gemeinschaft versagt laut der Organisation International Rescue Committee (IRC) bei der Hilfe für Ostafrika. Die Region steuere auf eine katastrophale, vermeidbare und vorhersehbare Hungersnot zu, erklärte das Hilfswerk am Dienstag in Berlin. Angesichts der Auswirkungen von Ukraine-Krieg, Klimawandel, Konflikten und den Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie auf die Region sei die Krise abzusehen gewesen und werde dennoch vernachlässigt. Ohne sofortige Hilfe könnten in Somalia, Äthiopien und Kenia über drei Millionen Menschen verhungern.
Das IRC erinnerte daran, dass 2011 bei der letzten Hungersnot in der Region 260.000 Menschen um Leben gekommen sind. Trotz des damaligen Versprechens der Staatengemeinschaft, nie wieder so etwas zuzulassen, kämpfe Ostafrika um die nötige Aufmerksamkeit und Finanzhilfe.
Nach der vierten ausbleibenden Regensaison verschlimmere sich die Lage in Somalia, Äthiopien und Kenia von Woche zu Woche, heißt es in einem IRC-Bericht zur Region. Seit Januar habe sich die Zahl der Menschen in Somalia, die wegen der Dürre hungerten, fast verdoppelt. In einer IRC-Klinik in der Hauptstadt Mogadischu stieg demnach von April bis Mai die Zahl der Einweisungen von schwer unterernährten Kindern unter fünf Jahren um 265 Prozent. IRC-Teams vor Ort berichteten, dass die Menschen bereits verhungern. In Kenia seien dreimal so viele Menschen von einer Hungersnot bedroht als Anfang des Jahres.
Auf dem Höhepunkt der Hungersnot von 2011, von der 14 Millionen Menschen betroffen waren, seien jeden Monat 30.000 Menschen verhungert. Um eine Wiederholung zu vermeiden, muss die Staatengemeinschaft laut IRC die humanitäre Hilfe deutlich aufstocken, die Auswirkungen der Dürre bekämpfen, die Aufhebung der russischen Blockade ukrainischen Getreideexports sicherstellen und den Zugang zu allen Bedürftigen garantieren.