Frankfurt a.M., Khartum (epd). Im Sudan haben wieder Menschen gegen die Militärregierung protestiert. In der Hauptstadt Khartum gingen Sicherheitskräfte am Sonntag mit Tränengasgranaten gegen die Protestierenden vor, wie der französische Auslandssender RFI am Montag berichtete. Demnach prangerten die Demonstrantinnen und Demonstranten auch die jüngste ethnische Gewalt im Südosten des Landes an. Zuvor waren bei Konflikten zwischen Angehörigen der Hausa- und der Berta-Volksgruppe laut Berichten Dutzende Menschen getötet und verletzt worden.
Laut dem unabhängigen Onlineportal „Sudan Tribune“ ging den Auseinandersetzungen am Wochenende in der Region Blauer Nil ein Mord nach einem Streit zwischen Angehörigen der beiden Volksgruppen voraus. Mindestens 60 Menschen wurden anschließend bei Kämpfen getötet und Dutzende weitere verwundet, wie RFI unter Berufung auf Behördenangaben berichtete. Die Demonstrantinnen und Demonstranten am Sonntag verurteilten laut dem Bericht die Gewalt in der Region und riefen zur Einheit auf. Zuvor hatte auch der UN-Sonderbeauftragte Volker Perthes zum Frieden aufgerufen.
Vor allem in der westsudanesischen Krisenregion Darfur hatten zuletzt die Konflikte zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen wieder zugenommen. Dabei geht es häufig auch um den Zugang zu Land. Laut Menschenrechtlern wurden dort seit April bei Angriffen arabischer Milizen Hunderte Menschen getötet. Der frühere sudanesische Machthaber Omar al-Baschir hatte dort arabische Milizen, die Dschandschawid, unterstützt, die die schwarze Bevölkerung terrorisierten.
Trotz anhaltender Gewalt der Sicherheitskräfte protestieren in dem nordostafrikanischen Land die Menschen seit Monaten gegen die Militärregierung. Im April 2019 hatte die Armee Langzeitherrscher al-Baschir gestürzt. Doch die von der Bevölkerung geforderte Demokratisierung blieb aus. Bei einem zweiten Putsch im Oktober setzte das Militär auch eine zivil-militärische Übergangsregierung ab. Anfang Juli kündigte das Militär an, den Weg für eine zivile Regierung freizumachen. Ein Zeitplan wurde jedoch nicht genannt.