Wetzlar (epd). Die evangelische Theologin Margot Käßmann sieht die anhaltende Beziehung von Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) zu Russlands Präsident Wladimir Putin kritisch. Wenn Schröder tatsächlich noch von Freundschaft zu Putin rede, „damit hätte ich wirklich Probleme - wenn er das tatsächlich gesagt hat“, sagte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) dem christlichen Medienmagazin „Pro“. Freundschaft bedeute, dass man in Grundfragen miteinander übereinstimmt: „Und mit einem Diktator und Kriegstreiber befreundet zu sein, kann ich mir für einen demokratischen Menschen nicht vorstellen.“
Schröder hatte der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ Anfang Juli gesagt, dass er seinen Draht zu Putin trotz der unverminderten Härte, mit der der russische Präsident den Angriffskrieg gegen die Ukraine führt, nicht abbrechen wolle. „Ich werde meine Gesprächsmöglichkeiten mit Präsident Putin nicht aufgeben“, sagte Schröder.
Grundsätzlich stimme sie den Aussagen Schröders zu, der eine diplomatische Lösung der Konzentration auf Waffenlieferungen vorziehe, räumte Käßmann ein. Daher sei es der falsche Weg, sämtliche Beziehungen zu Russland auf allen Ebenen zu beenden. Städtepartnerschaften oder Universitätspartnerschaften sollten aufrechterhalten werden. Käßmann: „Russische Musiker auszuladen als Strafe für Putin, das finde ich absurd.“
„Aber Geld zu verdienen durch Beteiligung an russischen Unternehmen, das hat schon einen schlechten Beigeschmack“, fügte Käßmann hinzu. Ex-Bundeskanzler Schröder sollte nach Ansicht von Käßmann seine Tätigkeiten bei russischen Firmen beenden: „Wenn er irgendwelche guten Berater hat, sollte er das lassen.“