Düsseldorf, Detmold (epd). Im Streit um eine vom Abriss bedrohte frühere Synagoge in Detmold hat der Geschäftsführer des „Tikvah Instituts“, Volker Beck, ein Einschreiten der nordrhein-westfälischen Landesregierung gefordert. Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) solle die oberste Denkmalbehörde anweisen, „alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um einen Abriss zu verhindern“ und die Enteignung des Gebäudes einzuleiten, schreibt der frühere Grünenpolitiker in einem Brief an Wüst, der der „Rheinischen Post“ (Mittwoch) vorliegt.
Hintergrund ist ein Streit um eine verfallende Synagoge aus dem 17. Jahrhundert in der Innenstadt von Detmold. Der Eigentümer will das Bethaus abreißen und an gleicher Stelle Parkplätze bauen lassen. Versuche der Stadt, das Gebäude zu kaufen, waren Medienberichten zufolge bislang erfolglos geblieben. Eigentümer des Gebäudes ist ein Rechtsanwalt, der mehreren bekannten Rechtsextremen vor Gericht juristischen Beistand geleistet haben soll.
Der Eigentümer wolle allem Anschein nach wegen seiner Sympathien für rechte Ideologien dieses Zeugnis jüdischen Lebens auslöschen, schreibt Beck. Das dürfe man nicht zulassen. „Das Alter des Baues und seine historische Bedeutung sollte hinreichen, um mithilfe des Denkmalschutzes das Gebäude zu erhalten und für eine angemessene Nutzung zu sichern“, erklärte der Geschäftsführer des „Tikvah Institutes“ in Berlin, das sich mit Antisemitismus beschäftigt.
Ein Wüst-Sprecher bestätigte der Zeitung, dass das Schreiben eingegangen sei, hieß es. Dessen Bearbeitung und die Prüfung des Sachverhalts erfolge durch die zuständigen Stellen. Der Sachverhalt sei grundsätzlich bekannt.
Das 1633 errichtete Fachwerkhaus, das der jüdischen Gemeinde in Detmold mehr als 100 Jahre als Synagoge diente, zählt zu den ältesten nachgewiesenen Synagogen in Norddeutschland. Eine später an einem anderen Ort errichtete Synagoge wurde im Nationalsozialismus in der Nacht zum 10. November 1938 bei einem Brandanschlag zerstört.