Wolfenbüttel (epd). Die Rückholung der radioaktiven Abfälle aus dem maroden Bergwerk Asse im Kreis Wolfenbüttel zieht sich wohl über Jahrzehnte hin. Die Bergung der rund 126.000 Fässer werde bis in die 2060er Jahre dauern, sagte die Sprecherin der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE), am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sie bestätigte damit einen Bericht der „Braunschweiger Zeitung“ (Freitag). Die BGE ist Betreiberin des Atommülllagers und mit seiner Schließung beauftragt.
Auch das Bundesumweltministerium erklärte auf Anfrage: „Wir können die Aussage bestätigen.“ Schon im Rückholplan der BGE vom Februar 2020 sei dargelegt worden, dass die Rückholung 2033 beginnen solle und mehrere Jahrzehnte dauern werde.
Die Bergung auf der 750-Meter-Sohle, wo die meisten Abfälle lagern, soll dann 2037 starten. Die Kosten für das gesamte Vorhaben werden von der BGE zurzeit auf rund 4,5 Milliarden Euro geschätzt. Bürgerinitiativen kritisieren indes, dass die BGE die Genehmigung für die Rückholung des Atommülls aus der Schachtanlage noch gar nicht beantragt habe.
Die Behälter mit schwach und mittelradioaktiven sowie chemischen Abfällen wurden zwischen 1967 und 1978 in das ehemalige Salzbergwerk Asse II gebracht. Weil die Grube instabil ist und voll Wasser zu laufen droht, sollen die Fässer an die Oberfläche geholt werden. Ein unterirdisches Atommülllager ist bislang nirgendwo auf der Welt geräumt worden. Die Nachbarschächte Asse I und Asse III waren schon früher vollgelaufen und aufgegeben worden.
Die Abfälle, darunter rund 100 Tonnen radioaktives Uran, 87 Tonnen strahlendes Thorium, 28 Kilogramm Plutonium und 500 Kilogramm extrem giftiges Arsen, lagern in 13 unterirdischen Kammern. Teilweise hatten Gabelstapler die Fässer einfach über Abhänge gekippt oder in bereits volle Hohlräume gequetscht. Der Atommüll stammte zum größten Teil aus Atomkraftwerken. Bei seiner Inbetriebnahme firmierte die Asse offiziell als „Versuchsendlager“.
Nach der Rückholung sollen die Abfälle zunächst für viele Jahre in einem Zwischenlager aufbewahrt werden. Über den Standort dieses Lagers gibt es Streit zwischen der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) und Bürgerinitiativen. Während die BGE einen Standort nahe dem Bergwerk favorisiert und auch schon Grundstücke dafür erworben hat, wollen die Initiativen, dass auch Asse-ferne Standorte geprüft werden.
Wo die geborgenen Asse-Fässer dauerhaft gelagert werden, ist völlig offen. Das geplante Bundesendlager für schwach und mittelradioaktiven Atommüll, Schacht Konrad in Salzgitter, kann die Abfälle aus der Asse schon aus Platzgründen nicht aufnehmen.