Oberursel (epd). Aus Sicht der Philosophin Hilal Sezgin führt die Frage nach dem Beginn des Lebens in der Abtreibungsdebatte in die Irre. „Wir müssen uns von der Illusion lösen, mit hinreichend exaktem empirischem Wissen 'wissen' zu können, wann ein menschliches Individuum beginnt“, schreibt Sezgin in einem am Donnerstag online veröffentlichten Gastbeitrag für die Zeitschrift „Publik-Forum“. Embryologische Erkenntnisse, etwa zu Furchung, Zellteilung, Einnistung und Chromosomensätzen, brächten keine Eindeutigkeit.
Diese Ungewissheit dürfe „nicht zulasten der Frauen gehen“, betonte die 52-Jährige. Eine Schwangere sei „keine Matroschka-Puppe“, denn „für die längste Zeit ist eine Schwangere nicht zwei Personen, sondern eine“. Sezgin übte scharfe Kritik am jüngsten Abtreibungsurteil des Obersten Gerichtshofs der USA. Damit würden Frauen gezwungen, „den eigenen Körper jemand anderem zur Verfügung zu stellen“.