Potsdam (epd). Die Potsdamer Garnisonkirchenstiftung hat nach der Freigabe von rund 4,5 Millionen Euro Bundesmitteln für den Turmbau Mitte Juni nun auch Kirchenmittel beantragt. Der Antrag auf Auszahlung der landeskirchlichen Förderung sei inzwischen gestellt worden, sagte der Chefjurist der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Jörg Antoine, dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Mittwoch. Ob die Bedingungen dafür erfüllt sind, blieb offen.
Die Landeskirche hatte vor einigen Wochen für 2022 beschlossen und für 2023 in Aussicht gestellt, den laufenden Betrieb der Trägerstiftung mit je bis zu 490.000 Euro zu unterstützen. Bedingung sei unter anderem, den Geschäftsbetrieb zu reduzieren und geringere Summen einzusetzen. Der tatsächliche Mittelbedarf müsse nachgewiesen werden, hieß es dazu.
Zu Debatten über Finanzprobleme der Stiftung sagte Antoine, die Stiftung sei im Februar 2022 nicht insolvent gewesen. Zur Baufinanzierung auf Rücklagen für die Stiftungsarbeit zurückzugreifen und auch vorübergehend Stiftungskapital für Liquidität zu nutzen, sei zulässig. Kritiker des Bauvorhabens hatten unter Berufung auf Unterlagen moniert, die Stiftung habe über mehrere Monate hinweg unter anderem knapp 200.000 Euro Stiftungskapital zur Baufinanzierung genutzt.
„Im Einzelnen haben wir das nicht überprüft“, sagte Antoine: „Das wäre allerdings nach der Stiftungssatzung und dem Stiftungsrecht auch zulässig gewesen.“ Das Stiftungskuratorium hatte am Dienstag erklärt, Wirtschaftsprüfer hätten für 2021 einen „uneingeschränkten Bestätigungsvermerk erteilt“.
Seit 2017 wird am Wiederaufbau des Turms der evangelischen Garnisonkirche gearbeitet. 1945 war die Kirche nach einem Luftangriff ausgebrannt, die Ruine wurde abgerissen, der Turm 1968 gesprengt.
Der Wiederaufbau ist vor allem wegen der Geschichte der preußischen Militärkirche in der NS-Zeit umstritten. Die evangelische Kirche will den neuen Turm für Friedens- und Versöhnungsarbeit nutzen.