Düsseldorf (epd). Knapp ein Jahr nach der Flutkatastrophe hat das Land Nordrhein-Westfalen insgesamt 1,6 Milliarden Euro an Wiederaufbauhilfe bewilligt. Die Summe beinhalte neben den Mitteln für Privatleute und Kommunen auch die Hilfen für Wirtschaft und Landwirtschaft, erklärte Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) am Mittwoch in Düsseldorf. Von dem Geld entfallen den Angaben zufolge 1,45 Milliarden Euro auf Privathaushalte und Infrastruktur in den Kommunen.
Der Wiederaufbau sei nach wie vor ein „Kraftakt“, komme aber „richtig gut voran“, sagte Scharrenbach. Bürgerinnen und Bürger hätten bisher 18.800 Anträge gestellt, davon seien mit Stand 1. Juli rund 94 Prozent geprüft oder bewilligt, erklärte die Ministerin. 493,4 Millionen Euro seien hier in der Auszahlung. Bei 196 Anträgen von Privatleuten besteht der Ministerin zufolge ein Verdacht auf Betrug. Die hier beantragte Fördersumme liege bei rund 8,2 Millionen Euro. Zwei Fälle seien bereits an die Staatsanwaltschaften weitergeleitet worden, der Rest werde noch geprüft.
Für die zerstörte Infrastruktur der Kommunen sind laut Ministerium bisher über 740,2 Millionen Euro bewilligt. Damit würden etwa Kindertagesstätten, Feuerwehrhäuser, Schulen, Straßen und Brücken wiederaufgebaut. Für die Schäden von nichtkommunalen Trägern von Bildungs-, Kultur-, Sport- und sonstigen Infrastruktureinrichtungen wie kirchliche Träger, Vereine oder Stiftungen seien 162,7 Millionen Euro an Wiederaufbauhilfen bewilligt worden. Hinzu kämen 57,5 Millionen Euro für die Entsorgungskosten der Kommunen.
Bund und Länder hatten vergangenes Jahr für den Wiederaufbau in NRW 12,3 Milliarden Euro bereitgestellt. Scharrenbach erklärte, die Mittel seien bisher nur zu einem Bruchteil abgerufen worden. Bei der vorläufigen Schadenserhebung seien die Kommunen teilweise von deutlich größeren Schäden ausgegangen. Sie gehe davon aus, dass das Geld „mehr als reichen wird“. Bis Sommer 2023 können noch Anträge auf Wiederaufbauhilfen gestellt werden.
Bei der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 waren mehr als 180 Menschen gestorben, 49 Menschen in NRW und 135 in Rheinland-Pfalz. Mehr als 800 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt. In NRW sind über 180 Kommunen mit etwa 20.000 Privathaushalten und 7.000 Unternehmen betroffen.