Berlin, Mogadischu (epd). Angesichts eines dramatischen Anstiegs der Zahl schwer mangelernährter Kinder in Somalia schlägt „Save the Children“ Alarm. Die Situation eskaliere deutlich schneller als erwartet, erklärte die Hilfsorganisation am Mittwoch. Die Krankenhäuser könnten die Kinder kaum noch versorgen, Ärzte seien zur Behandlung in Zelten und im Freien gezwungen. Die Entwicklung sei ein deutliches Zeichen dafür, dass Somalia auf eine Hungersnot zusteuere, die Hunderttausende das Leben kosten könnte.
Die Zahl der Menschen, die unter hungerähnlichen Bedingungen leben, werde sich laut offiziellen Schätzungen bis zum Ende des Sommers verfünffacht haben - von 38.000 im Mai auf 213.000 im September, erklärte „Save the Children“. Rund 386.000 Kinder seien dem Risiko schwerer Mangelernährung ausgesetzt, die zu Sehstörungen, Muskelschwund, Organversagen und schließlich zum Tod führen kann, wenn nicht rechtzeitig medizinische Hilfe geleistet wird.
Der Dürre vor elf Jahren seien in Somalia fast 260.000 Menschen zum Opfer gefallen, erinnerten die Helfer. Und aktuell seien die Begleitumstände durch die Klimakrise, die Corona-Pandemie und die Folgen des Ukraine-Krieges noch dramatischer.
„Die Welt schlafwandelt auf eine weitere katastrophale Hungersnot zu, obwohl wir 2011 versprochen hatten, das nie wieder zuzulassen“, mahnte Mohamud Mohamed Hassan, „Save the Children“-Länderdirektor in Somalia. Die Hilfe für das ostafrikanische Land sei völlig unterfinanziert. Die Staatengemeinschaft müsse den Kampf gegen Hunger in Somalia und ganz Ostafrika zu ihrer Priorität machen.