Berlin (epd). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) haben am Freitag an die Ermordung von Reichsaußenminister Walther Rathenau (1867-1922) vor 100 Jahren erinnert. Am Ort des Attentats im Berliner Stadtteil Grunewald an der Koenigsallee/Ecke Erdener Straße legten sie Kränze nieder. Begleitet wurden sie unter anderem von Schülern des Walther-Rathenau-Gymnasiums.
Steinmeier würdigte Rathenau als „Märtyrer der Demokratie“. Er sei ein Opfer nationalistischer Verblendung und mörderischen Antisemitismus' geworden. „Hetze und Gewalt hatten diesen politischen Mord vorbereitet“, sagte Steinmeier. Der Bundespräsident rief dazu auf, in der heutigen Zeit gegen Hetze und Hass aufzustehen. „Wir brauchen Menschen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Demokratie lebt vom Engagement seiner Bürgerinnen und Bürger“, unterstrich Steinmeier.
Giffey betonte, es gehe darum, „immer wieder und zum frühestmöglichen Zeitpunkt“ gegen Hetze und Gewalt, rechten Terror und Antisemitismus aufzustehen, „egal ob im Internet, im Alltag oder auf Demonstrationen“.
Rathenau war eines der prominentesten Regierungsmitglieder der jungen Weimarer Republik. Als Jude und liberaler Politiker, der sich nach dem Ersten Weltkrieg für die Verständigung mit den Nachbarstaaten einsetzte, war er zum Feindbild für die radikale Rechte geworden. Die Täter gehörten der rechtsterroristischen „Organisation Consul“ an. Rathenau wurde 54 Jahre alt. Sein Vater Emil Rathenau war der Gründer des Elektrokonzerns AEG.