Berlin (epd). Mit Gedenkveranstaltungen wird am Freitag in Berlin an die Ermordung von Reichsaußenminister Walther Rathenau (1867-1922) durch Rechtsextremisten vor 100 Jahren erinnert. Dazu wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Ort des Attentats an der Berliner Koenigsallee/Ecke Erdener Straße einen Kranz niederlegen. Zudem wird Steinmeier im Deutschen Historischen Museum eine Rede halten. Im Anschluss gibt es eine Podiumsdiskussion unter dem Motto „Von Weimar nach Berlin? Zum Charakter antidemokratischer Gewalt in Deutschland“.
Rathenau galt als eines der prominentesten Regierungsmitglieder der jungen Weimarer Republik. Als Jude und liberaler Politiker, der sich nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg für Ausgleich und Verständigung mit den siegreichen Westmächten einsetzte, war er zum Feindbild für die radikale Rechte geworden. Die Täter gehörten der rechtsterroristischen „Organisation Consul“ an.
Der 54-jährige Rathenau ließ sich am Vormittag des 24. Juni vor 100 Jahren, einem Samstag, in einem offenen Wagen von seiner Villa in Berlin-Grunewald ins Auswärtige Amt fahren. Die Attentäter gaben aus ihrem Auto beim Überholen neun Schüsse aus einer Maschinenpistole auf den Minister ab. Dann schleuderten sie noch eine Handgranate in dessen Wagen. Der Schwerverletzte verblutete auf der Rückbank. Trotz Warnungen hatte Rathenau auf Polizeischutz verzichtet.
Rathenau, der der liberalen DDP angehörte, war im Mai 1921 zunächst als Wiederaufbauminister in die Politik eingestiegen. Der Berliner wuchs in großbürgerlichen Verhältnissen auf. Sein Vater Emil Rathenau war der Gründer des Elektrokonzerns AEG.