Berlin (epd). Die wirtschaftliche Lage deutscher Krankenhäuser hat sich im Jahr 2020 laut einer Erhebung verbessert. Nur noch sieben Prozent der Kliniken lagen demnach im „roten Bereich“ und befanden sich in „erhöhter Insolvenzgefahr“, wie der am Donnerstag in Berlin vorgelegte „Krankenhaus Rating Report 2022“ feststellt. Der vom Essener RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und dem Institute for Healthcare Business GmbH sowie der Bank im Bistum Essen erstellte Report kommt aber auch zu dem Ergebnis, dass das deutsche Gesundheitswesen „vor gewaltigen Herausforderungen“ steht.
Datengrundlage des „Krankenhaus Rating Report 2022“ sind 540 Jahresabschlüsse von Krankenhäusern aus dem Jahr 2019 und 544 aus dem Jahr 2020. Sie umfassen insgesamt 957 Krankenhäuser.
Ursache der besseren wirtschaftlichen Lage der Kliniken im Jahr 2020 seien nicht strukturelle Veränderungen, sondern die Ausgleichszahlungen und andere Hilfen von Bund und Ländern, die wegen der Corona-Pandemie gewährt wurden, hieß es. Die Investitionsfördermittel der Länder hätten sich im Jahr 2020 auf 3,27 Milliarden Euro belaufen, drei Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Im Jahr 2020 betrug das durchschnittliche Jahresergebnis der Kliniken dem Report zufolge 1,2 Prozent der Erlöse, im Jahr zuvor waren es 0,6 Prozent. Aufgrund der Pandemie sei die stationäre Fallzahl außerordentlich stark um 13,5 Prozent gesunken.
„Zwar hat sich die wirtschaftliche Lage deutscher Krankenhäuser im Jahr 2020 deutlich verbessert“, sagte RWI-Gesundheitsexperte Boris Augurzky: „Das ist jedoch kein Grund, sich auszuruhen.“ Die gesetzlichen Krankenversicherungen hätten 2021 das höchste Defizit ihrer Geschichte eingefahren, und es mangele an geeignetem Personal, um die erforderlichen Leistungen in guter Qualität erbringen zu können. Um Rationierung von Gesundheitsleistungen zu vermeiden, müsse die Effizienz im Gesundheitswesen steigen. Erforderlich sei zudem, die Digitalisierung in der Branche voranzutreiben.