Berlin, Münster (epd). Die Initiative „Digital für alle“ hat mehr Investitionen in digitale Bildung angemahnt. Laut einer am Dienstag online veröffentlichten Erhebung sieht mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland das Land digital gespalten. Für die Erhebung wurden 1.000 Bundesbürgerinnen und -bürger ab 16 Jahren befragt. „Es muss unsere gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein, Deutschland digital zu einen und allen Menschen zu ermöglichen, sich sicher und souverän in der digitalen Welt zu bewegen“, sagte der Präsident des Branchenverbandes Bitkom, Achim Berg, bei der Online-Präsentation der Studie. Vor allem ältere Menschen drohe die Gefahr, digital abgehängt zu werden, stellte die Initiative fest.
Jeder Zweite würde gerne mehr an der digitalen Welt teilhaben, kennt sich aber zu wenig mit digitalen Technologien aus, heißt es in der Studie, die mit Blick auf den am Freitag stattfindenden Digitaltag veröffentlicht wurde. Danach wünschen sich die Menschen in Deutschland mehr Fortbildungsmöglichkeiten. Acht von zehn (83 Prozent) Befragten sprechen sich dafür aus, digitale Medien- und Informationskompetenzen über die gesamte Bildungskette hinweg zu fördern. 57 Prozent fordern kostenfreie Schulungs- und Weiterbildungsangebote. „Hier müssen wir ansetzen und die Vermittlung von Digital- und Medienkompetenz von der Kindheit bis ins hohe Alter in den Fokus rücken“, forderte Berg.
Grundsätzlich sehe mit 87 Prozent ein Großteil der Deutschen die Digitalisierung als Chance, heißt es in der Umfrage. Bei aller Aufgeschlossenheit fehle es aber an digitaler Kompetenz, stellte der Präsident des Deutschen Städtetages und Münsteraner Oberbürgermeister, Markus Lewe (CDU), fest. „Wenn nur jeder Zweite aktuell richtig einschätzen kann, ob Informationen im Netz von einer vertrauenswürdigen Quelle kommen, ist das ein ernstes Problem.“ Digitale Kompetenz sei letztlich auch entscheidend für die Frage, inwiefern Demokratie künftig noch funktioniere.
Laut der Studie geht 18 Prozent der Befragten die Digitalisierung zu schnell, vor allem den über 75-Jährigen (36 Prozent). Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbands, Maria Welskop-Deffaa, warnte vor den Folgen der Altersdiskriminierung im Zuge der Digitalisierung. Schon jetzt sei die Suizidrate bei Menschen über 70 Jahren deutlich höher als bei jungen Menschen, weil diese sich häufiger einsam und aus der Gesellschaft ausgegrenzt fühlten. Welskop-Deffaa wies auch auf die Bedeutung der digitalen Bildung im Bereich der Wohlfahrtsverbände hin. Alle niedrigschwelligen Kontaktmöglichkeiten brauchten digitale Unterstützung, sagte sie. Für das Ehrenamt seien digitale Kenntnisse heute ebenfalls unerlässlich.
Die Initiative „Digital für alle“ ist ein breites Bündnis, unter anderem aus Wohlfahrts-, Wirtschafts- und Verbraucherverbänden, Gewerkschaften und Organisationen aus dem Gesundheits- und Bildungsbereich. Die Initiative veranstaltet am Freitag zum dritten Mal den vom Bundesinnenministerium unterstützten bundesweiten Digitaltag. Er soll die digitale Teilhabe in der Gesellschaft mit rund 2.000 Veranstaltungen fördern.