Bonn (epd). Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Friedrich Kramer, hat vor einem nuklearen Wettrüsten gewarnt. Nach Einschätzung des schwedischen Forschungsinstituts SIPRI werde die Zahl der Sprengköpfe im Besitz der Atomwaffenstaaten in der nächsten Zeit steigen, erklärte der mitteldeutsche Landesbischof am Freitag in Bonn. „Und wir sehen, wie die Atomwaffenstaaten ihr Nuklearwaffenarsenal modernisieren. Das sind besorgniserregende Entwicklungen.“
Die von Russland geäußerten Drohungen mit einem Atomwaffeneinsatz sowohl gegenüber der Ukraine wie auch gegenüber der NATO zeigten, wie real die Möglichkeit eines Atomkrieges sei, warnte der EKD-Friedensbeauftragte. Viele Abrüstungs- und Kontrollverträge seien ausgelaufen, eine nukleare Rüstung werde vertraglich kaum noch eingegrenzt. „Hier ist es höchste Zeit, dass sich die Nuklearmächte endlich an einen Tisch setzen und mit entsprechenden Abrüstungs- und Rüstungskontrollgesprächen beginnen“, forderte Kramer.
In der aktuellen weltpolitischen Lage seien neue Abrüstungsgespräche zwar nicht einfach, räumte der mitteldeutsche Landesbischof ein. „Aber die Alternative, ein unkontrolliertes Wett- und Aufrüsten und die drohende Gefahr eines Atomkrieges, das würde die ganze Menschheit bedrohen.“
In dieser Situation sei eine völkerrechtliche Ächtung dieser Massenvernichtungswaffen durch den Atomwaffenverbotsvertrag sehr wichtig, unterstrich Kramer. Deshalb sei er froh, dass die Bundesregierung an der ersten Vertragsstaatenkonferenz in der kommenden Woche in Wien zumindest als Beobachterin teilnehmen wolle. „Das ist ein erster Schritt, an dessen Ende aber auch die Unterzeichnung des Atomwaffenverbotsvertrags durch Deutschland stehen muss“, betonte er.