Berlin, Köln (epd). Unicef Deutschland mahnt mehr diplomatische und finanzielle Anstrengungen zum Schutz von Kindern vor den Folgen globaler Krisen an. Das Zusammenspiel der Auswirkungen von Covid-19, Klimawandel und Umweltzerstörung sowie die große Zahl lang andauernder Konflikte hätten sich zu einer multiplen Krise entwickelt, die Kinder besonders bedrohe, teilte das Deutsche Komitee für Unicef mit Sitz in Köln am Dienstag nach seiner Mitgliederversammlung in Berlin mit. In vielen Ländern verschärfe der Ukraine-Krieg die Not der Mädchen und Jungen zusätzlich.
„Der Krieg in der Ukraine verursacht nicht nur entsetzliches Leid im Land selbst. Seine schwerwiegenden Folgen bedrohen zugleich die Zukunft von Kindern weit weg vom Kriegsgeschehen“, sagte der Vorsitzende von Unicef Deutschland, Georg Graf Waldersee. Man appelliere daher an die Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten, auf ihrem bevorstehenden Gipfel vom 26. bis 28. Juni auf Schloss Elmau in Bayern „sicherzustellen, dass die Hilfe für die bedrohten und benachteiligten Kinder auch in anderen Teilen der Welt nicht unter den Radar fällt“.
Die Unterbrechung der weltweiten Lieferketten in Folge des Krieges in der Ukraine habe die ohnehin schon hohen Preise für Weizen und andere Nahrungsmittel weiter steigen lassen, erklärte das UN-Kinderhilfswerk. Am Horn von Afrika, in Afghanistan und weiteren Ländern litten immer mehr Kinder an lebensbedrohlicher Mangelernährung. Allein in Somalia seien schätzungsweise 386.000 Kinder von schwerer akuter Mangelernährung bedroht, in Afghanistan kämpften mehr als eine Million Kinder um ihr Überleben. „Es bedarf jetzt einer globalen politischen und finanziellen Kraftanstrengung, um Leben zu retten und zukünftig derartige Krisen zu vermeiden“, erklärte Waldersee. „Aus Ernährungskrisen dürfen keine Hungerkatastrophen werden.“
Zugleich konnte Unicef Deutschland auf eine große Spendenbereitschaft in der Gesellschaft verweisen. Das Deutsche Komitee hat im vergangenen Jahr Einnahmen in Höhe von 162,55 Millionen Euro erzielt. Zu dem Ergebnis haben rund 550.000 aktive Spenderinnen und Spender in Deutschland beigetragen. Besonders wichtig waren den Angaben zufolge die regelmäßigen Beiträge aus mehr als 305.000 Unicef-Patenschaften.
Insgesamt stellte das Deutsche Komitee für das UN-Kinderhilfswerk im Jahr 2021 rund 130,5 Millionen Euro bereit. Dank der Spenden aus Deutschland habe Unicef zum Beispiel in Indien Schutzkleidung sowie Sauerstoffgeräte im Kampf gegen die Corona-Pandemie beschafft. Ein weiterer Schwerpunkt waren Bildungsprogramme für Kinder etwa in Bangladesch, Liberia, Madagaskar, Malawi und Nepal.