Leipzig (epd). Nach zwölf Jahren intensiver Forschung legt das Leipziger Bach-Archiv ein neues Verzeichnis zum Gesamtwerk von Johann Sebastian Bach (1685-1750) vor. Die Publikation mit 880 Seiten wurde am Montag beim Bachfest Leipzig in der Alten Börse präsentiert. Das Nachschlagewerk „BWV3“ listet 1.177 Bach-Werke auf sowie 119 Kompositionen „zweifelhafter Echtheit“, wie das Leipziger Bach-Archiv mitteilte. Es ist in Kooperation mit dem Musikverlag Breitkopf & Härtel entstanden.
Der Neuausgabe gehe eine grundlegende Auseinandersetzung mit Forschungen zum Schaffen Bachs voraus. Seit der ersten Bachwerkausgabe 1950 und einem revidierten Verzeichnis 1990 sowie einer „Kleinen Ausgabe“ von 1998 habe die Bach-Forschung große Fortschritte gemacht, hieß es. Zu zahlreichen Vokalwerken gebe es neue Erkenntnisse zur Geschichte, etliche Orgel- und Klavierwerke seien als „unecht“ enttarnt, andere Werke hingegen Bach neu zugewiesen worden.
Der gesamte Werkbestand mit komplexer handschriftlicher Überlieferung in den Quellen, die weltweit verstreut sind, musste laut Bach-Archiv „einer grundlegenden kritischen Überprüfung unterzogen werden“. In Leipzig hatte sich dazu ein Herausgeber-Team zusammengefunden. Ihm gehörten die Forscherin Christine Blanken, der Direktor des Bach-Archivs Leipzig, Peter Wollny, sowie der ehemalige Archivdirektor Christoph Wolff an.
Mit dem neuen Band liegt nun eine stark erweiterte Ausgabe vor. Erstmals wurden in das Verzeichnis auch Werke anderer Komponisten - aus Bachs Besitz - einbezogen. Darunter seien auch solche in eigenen Bach-Bearbeitungen oder Aufführungsfassungen.