Genf (epd). In Ostafrika herrscht laut dem Direktor des Welternährungsprogramms, Michael Dunford (53), eine Hungerkrise mit dramatischen Ausmaßen. Insgesamt 82 Millionen Menschen hätten nicht genug zu essen, sagte der WFP-Einsatzleiter für die Region dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Genf. Das sei ein Anstieg von 32 Millionen Kindern, Frauen und Männern im Vergleich zum Vorjahr. „Hinter diesen nackten Zahlen stehen tragische Schicksale“, betonte Dunford. „Wir erhalte Berichte, wonach hungernde Kinder und geschwächte Menschen in Somalia sterben.“
Betroffen seien auch Kenia, Äthiopien, Südsudan, Dschibuti und Uganda. Die Lage in Somalia sei aber besonders prekär. Die Menschen stünden kurz vor einer Hungersnot. Fast die Hälfte der Somalierinnen und Somalier könnten sich nicht ausreichend ernähren. In dem Land am Horn von Afrika seien bereits Millionen Nutztiere aufgrund der fehlenden Nahrung verendet. Die Bauern verlören nicht nur ihr Vieh, sondern ihre gesamten Einnahmequellen, betonte der Australier.
In Ostafrika herrscht Dunford zufolge die schlimmsten Dürre seit vier Jahrzehnten. Der Klimawandel führe zu der Trockenheit. Die Menschen dort hätten kaum etwas zu den Emissionen der klimaschädlichen Treibhausgase beigetragen. Sie litten aber besonders schlimm unter der Erderwärmung.
Zudem erschütterten Konflikte wie im Norden Äthiopiens und jahrelange Gewalt wie in Somalia die Bevölkerungen. „Die Menschen sind von den vielen Schocks einfach erschöpft und leiden fürchterlich“, sagte er.
Auch der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine habe weitreichende Auswirkungen. Die Ukraine war bis vor dem Krieg mit rund 800.000 Tonnen die größte Bezugsquelle von Weizen für das WFP. Diese Lieferungen fielen nun aufgrund der russischen Blockade der Häfen und der russischen Exporteinschränkungen aus. Zudem ziehe der Krieg die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit an. Andere Krisen gerieten deshalb leicht in Vergessenheit. „Das ist eine traurige Angelegenheit“, sagte der WFP-Direktor.
Die Hilfsoperationen des WFP für die hungernden Menschen in Ostafrika seien bis Januar nur zu gut einem Fünftel gedeckt gewesen. Insgesamt veranschlagt das WFP einen Betrag von knapp einer Milliarde US-Dollar, um nahezu acht Millionen Menschen mit Lebensmitteln zu versorgen.