Berlin (epd). Der Vize-Chef des UN-Landwirtschaftsfonds (Ifad), Dominik Ziller, warnt vor verheerenden Folgen des Ukraine-Kriegs auf die weltweite Versorgung mit Lebensmitteln. Der Konflikt könne zu einer „Kernschmelze der Welternährungssysteme“ führen, sagte er dem Berliner „Tagesspiegel“ (Donnerstag). Zu den Folgen der Corona-Krise kämen nun die Auswirkungen des Krieges hinzu.
Die Lebensmittelpreise seien weltweit innerhalb eines Jahres um knapp 40 Prozent gestiegen, sagte der ehemalige Leiter der Abteilung für internationale Entwicklungspolitik im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Ziller rechnet den Angaben zufolge damit, dass eine zweistellige Millionenzahl an Menschen zusätzlich hungern werden. Überdies könnte die nächste Ernte vor allem in der Ukraine geringer ausfallen. Außerdem hätten rund 20 Staaten Ausfuhrbeschränkungen für Nahrungsmittel eingeführt.
Hinzu kämen Preissteigerungen bei Energieträgern und Dünger, sagte der Vize-Chef der Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Zu der Welternährungskrise werde rasch auch eine Weltschuldenkrise hinzukommen. Bereits bestehende Tendenzen in diese Richtung würden durch den Konflikt noch verschärft.
Vor allem die Mitgliedsstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und die EU seien in dieser Situation besonders in der Verantwortung: „Wenn man für die Bundeswehr ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro einrichten kann, muss es auch möglich sein, dass bei der Entwicklungszusammenarbeit nicht gekürzt wird.“ Andernfalls drohten Folgen für Klimawandel, Verschuldung und Migration.