Mögliche Mietererhöhungen: Vonovia in der Kritik

Mögliche Mietererhöhungen: Vonovia in der Kritik
Vonovia will im Fall weiter steigender Inflation die Mieten erhöhen. Der Paritätische Gesamtverband wirft dem Wohnungskonzern vor, das Wohl seiner Anteilseigner über das der Mieter zu stellen.

Berlin (epd). Nach seiner Ankündigung möglicher Mietererhöhungen steht der Wohnungskonzern Vonovia weiter in der Kritik. Dem Aktienkonzern scheine das Wohl seiner Anteilseigner wichtiger zu sein als das der Mieterinnen und Mieter, die jetzt schon unter den Lebenshaltungskosten leiden, sagte der Vorsitzende des Paritätischen Gesamtverbandes, Rolf Rosenbrock, dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Donnerstag). Die Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion, Katja Mast, appellierte an das Verantwortungsgefühl von Deutschlands größten Vermieter.

Vonovia-Vorstandschef Rolf Buch hatte im „Handelsblatt“ (Mittwoch) angekündigt: „Wenn die Inflation dauerhaft bei vier Prozent liegt, müssen auch die Mieten künftig jährlich dementsprechend ansteigen.“ Der Bochumer Immobilienriese besitzt rund 565.000 Wohnungen, überwiegend in Deutschland.

Rosenbrock sagte, angesichts der Vonovia-Gewinne im vergangenen Jahr müsse es für Mieterinnen und Mieter wie Hohn in den Ohren klingen, dass der Konzern jetzt im Zuge der Inflationsentwicklung die Mieten erhöhen wolle. Er sprach sich für mehr öffentlich geförderten, sozialen, kommunalen und genossenschaftlichen Wohnungsbau aus. „Wir brauchen mehr Vermieter mit sozialem Gewissen und weniger Vermieter, die mit Wohnraum spekulieren“, forderte Rosenbrock.

Die SPD-Politikerin Mast sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag): „Mieterinnen und Mieter in der jetzigen Zeit mit weiteren Mieterhöhungen zu verunsichern, ist keine Antwort auf die neue Zeit.“ Alle hätten ihr Päckchen zu tragen - „ich erwarte ein Entgegenkommen auch von der Immobilienwirtschaft.“

Bereits am Mittwoch hatte sich der Deutsche Mieterbund (DMB) entsetzt über die Ankündigung der Vonovia gezeigt: „Dass Mieterinnen und Mieter für den eingebrochenen Aktienkurs von Vonovia und höhere Zinsen am Kapitalmarkt herhalten müssen, zeigt, dass die Geschäftsmodelle börsennotierter Wohnungskonzerne unsozial und spekulativ sind“, sagte Präsident Lukas Siebenkotten.

Teure Energie und Lebensmittel haben die deutschen Verbraucherpreise im Mai so stark steigen lassen wie seit der Ölkrise in den frühen 1970er-Jahren nicht mehr. Waren und Dienstleistungen kosteten durchschnittlich 7,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Im Euro-Raum kletterte die Inflation sogar auf 8,1 Prozent.