Bremen (epd). Der Bremer Epidemiologe Hajo Zeeb hat eine gute Vorbereitung auf mögliche neue Corona-Varianten im Herbst gefordert. Es könnte sowohl eine Kombination aus Delta und Omikron oder eine ganz neue Variante auftreten, sagte Zeeb in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Beide könnten gefährlicher sein als die bisherigen. Man muss damit ernsthaft rechnen, auch weil es sich um ein globales Geschehen handelt.“ Deshalb müssten Kliniken, Behörden und Politik sich gut vorbereiten, um schnell reagieren zu können.
Zwar sei davon auszugehen, dass Geimpfte und auch Genesene eine gewisse Grundimmunität aufgebaut hätten, die auch künftige Virusvarianten zumindest teilweise abdecke. „Wir dürfen aber jetzt auf keinen Fall den Fehler begehen, Corona ad acta zu legen“, warnte der Professor am Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie. „Auch wenn die Situation gerade verständlicherweise entspannt ist - wir müssen die Aufmerksamkeit hochhalten.“
Zeeb empfahl einen Plan für die Beschaffung und Vergabe von Medikamenten wie Paxlovid und monoklonalen Antikörpern. Bei Bedarf sollten damit die Patienten möglichst früh ambulant behandelt werden. Zudem müssten die Impfkapazitäten hochgehalten werden. „Die Impfzentren müssen erhalten bleiben - falls wir einen angepassten Impfstoff brauchen und auch, weil sich noch zu wenige Menschen einen Booster abgeholt haben.“
Der Wissenschaftler hält beim Auftauchen einer gefährlichen Virusvariante auch eine Verschärfung des Injektionsschutzgesetzes für erforderlich, damit „schnell wieder bundeseinheitliche Regeln beschlossen werden können“. Die Kinder und Jugendlichen müssten Zeeb zufolge vor den Folgen der Pandemiebekämpfung besser geschützt werden. „Deshalb sollte die derzeit recht entspannte Situation genutzt werden, um Schulen etwa mit Lüftungsanlagen oder in puncto Digitalisierung gut auszustatten.“ Er gehe aber davon aus, dass es nicht erneut zu Schulschließungen kommen wird.
Die Weltgemeinschaft müsse sich auf weitere Pandemien einstellen, sagte der Epidemiologe. Im Tierreich lauere „eine große Anzahl von sehr unangenehmen Viren, die auch auf Menschen und in der Folge von Mensch zu Mensch übertragen werden könnten“. Die gerade in Deutschland aufgetauchten Affenpocken allerdings seien nicht sehr besorgniserregend. „Sie haben kein ausgeprägtes pandemisches Potenzial, weil sie nur über engen Körperkontakt und Tröpfcheninfektion, nicht aber über Aerosole übertragen werden.“