Mannheim (epd). Der von seinen Ämtern zurückgetretene Generalvikar des Bistums Speyer, Andreas Sturm, hat nach eigener Aussage bereits Beziehungen gehabt und den Zölibat verletzt. Die Zölibatsfrage sei für seinen Rücktritt zwar nicht ausschlaggebend gewesen, sagte der ehemalige Verwaltungschef des Bistums und Stellvertreter von Bischof Karl-Heinz Wiesemann der Tageszeitung „Mannheimer Morgen“ (Dienstag). Ein starkes Kriterium sei das Ausmaß des Missbrauchs in der Kirche gewesen.
„Ich bin immer davon ausgegangen, dass es Missbrauch in der Kirche gibt, aber dass es im Vergleich zur Gesamtgesellschaft prozentual so hohe Fallzahlen sind, und zu erleben, wie schwer sich Kirche mit dem Umgang tut, war ein starkes Kriterium“, sagte Sturm. Auch die Rolle der Frau in der Kirche erlebe er als diskriminierend. Ein Leben in einer Beziehung könne er sich gut vorstellen. „Das würde ich für mich als etwas sehr Erfüllendes ansehen“, sagte der katholische Theologe.
In seinem für Mitte Juni angekündigten Buch „Ich muss raus aus dieser Kirche. Weil ich Mensch bleiben will - Ein Generalvikar spricht Klartext“ schreibe er über die Gründe seines Austritts aus der römiosch-katholischen Kirche und seinen Übertritt als Priester in die Altkatholische Kirche. Diese erkennt die Autorität des Papstes nicht an und ermöglicht die Priesterweihe von Frauen.
Sturm hatte am vergangenen Freitag seinen Rücktritt von allen Ämtern und seinen Wechsel zu den Altkatholiken erklärt. Mit der Segnung homosexueller Paare stellte sich Sturm, der seit 2018 Generalvikar des Bistums Speyer war, gegen den Vatikan. Auch sprach er sich für ein Ende des Zölibats für katholische Priester und die Weihe von Frauen zu Priesterinnen aus. Sturm galt als Erneuerer und Vertreter einer jüngeren Generation von Geistlichen. Sein Rücktritt hatte zahlreiche Reaktionen ausgelöst.