Frankfurt a.M., Regensburg (epd). Die Besatzung der „Sea-Eye 4“ hat 58 gerettete Flüchtlinge in Sizilien an Land gebracht. Alle Menschen seien im Hafen von Pozzallo von Bord gegangen, teilte die gleichnamige Organisation am Sonntag mit. Zugleich kritisierte Sea-Eye die maltesischen Behörden scharf. Malta habe seine Pflicht zur Koordinierung von Seenotfällen mehrfach nicht erfüllt. Das sei inakzeptabel und müsse juristische und politische Konsequenzen haben, forderte der Sea-Eye-Vorsitzende Gorden Isler. Zwei weitere private Rettungsschiffe warteten derweil noch auf die Zuweisung eines Hafens.
Die Besatzung der „Sea-Eye 4“ hatte die 58 Geflüchteten im Mittelmeer in zwei Einsätzen an Bord genommen. 24 konnten in der Nacht auf Freitag nach mehreren Tagen in Seenot aus einem kleinen Holzboot gerettet werden. Die Menschen waren bereits am 8. Mail aus der libyschen Hafenstadt Benghazi aufgebrochen. Malta hatte der Organisation zufolge drei Tage lang keine Hilfe geschickt.
Bereits am 7. Mai hatte die Crew der „Sea-Eye 4“ 34 Menschen von einem Frachtschiff übernommen, dessen Besatzung die Flüchtlinge aus einem kleinen Holzboot gerettet hatte. Auch in diesem Fall hatte Malta demnach die Koordinierung der Rettung abgelehnt.
Derweil warteten die Rettungsschiffe „Sea-Watch 4“ von der gleichnamigen Organisation und „Geo Barents“ von „Ärzte ohne Grenzen“ auf die Zuweisung von Häfen, um die Flüchtlinge an Bord an Land zu bringen. Auf der „Sea-Watch 4“ befinden sich 145 Gerettete, auf der „Geo Barents“ 470.
Die Mittelmeer-Route gilt als extrem gefährlicher Fluchtweg. Es gibt dort keine staatlich organisierte Rettungsmission. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit Beginn dieses Jahres schon 646 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.