Köln (epd). Die atomkritische Ärzteorganisation IPPNW fordert von den politisch Verantwortlichen, weiter nach einer diplomatischen Lösung des Ukraine-Konflikts zu suchen. Es müsse eine zivile Lösung geben, sagte der Vorsitzende der deutschen Sektion der Organisation, Lars Pohlmeier, im „Interview der Woche“ des Deutschlandfunks (Sonntag). Wenn der militärische Konflikt weiter eskaliere, stürze das möglicherweise alle ins Verderben. „Wir haben viel zu verlieren“, sagte Pohlmeier.
Die Sorge vor einem dritten Weltkrieg sei nicht unbegründet. Es bestehe die Gefahr eines politisch gewollten Einsatzes von Atomwaffen. Auch das Risiko eines unfallbedingten Einsatzes von Kernwaffen sei sehr viel größer, wenn die Systeme in Alarmbereitschaft versetzt würden. Jetzt müsse alles getan werden, um „die Dramatik aus dieser Situation zu nehmen“ und das Morden in der Ukraine zu beenden.
Pohlmeier sprach sich gegen den Export von Waffen an die Ukraine aus. Es bestehe die Gefahr, dass das Leid durch Waffenlieferungen vergrößert werde, weil der Konflikt länger andauere. Zudem habe Deutschland das Recht und die Pflicht, sich nicht in den Krieg hineinziehen zu lassen. Von einem Eintritt der Nato in den Krieg hätte die Ukraine nichts, meint Pohlmeier. Die Beteiligung der Nato würde seiner Meinung nach zuallererst die Zerstörung der Ukraine bedeuten und „in zweiter Folge möglicherweise auch die Zerstörung Europas“.
Nach Pohlmeiers Auffassung kann Russland nicht besiegt werden, „außer um den Preis der möglicherweise eigenen Vernichtung“. Deshalb müsse alles getan werden, eine „gesichtswahrende Lösung zu finden, die die Russen mit einschließt“. Zunächst müsse ein „Kompromiss-Frieden“ akzeptiert werden, auch wenn dieser nach westlichem Empfinden von Rechtsstaatlichkeit „vielleicht ein fauler Frieden“ sei. Man müsse konsequent darüber reden, wer in diesem Konflikt vermitteln könne.