Berlin (epd). Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat Russland vor dem Einsatz von Atomwaffen in der Ukraine gewarnt. Einen Atomkrieg könne man nicht gewinnen und er sollte nie geführt werden, das gelte auch für Russland, sagte Stoltenberg der „Welt am Sonntag“. „Unsere Botschaft ist eindeutig: Nach einem Einsatz von Nuklearwaffen würde es auf allen Seiten nur Verlierer geben.“ Der Nato-Chef verurteilte die nukleare Rhetorik Moskaus als „unverantwortlich und rücksichtslos“. Die Allianz habe allerdings keine Hinweise darauf, dass die russischen Nuklearwaffen seit Beginn des Krieges am 24. Februar in eine höhere Bereitschaftsstufe versetzt worden seien.
Stoltenberg rief den Westen zu noch mehr Anstrengungen bei der Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine auf. „Auf lange Sicht kann die Ukraine ihre Verteidigung nicht nur mit Waffen, die noch aus der Ära der Sowjetunion stammen, durchführen, sondern sie muss zu modernen westlichen Waffen übergehen“, sagte der Norweger der Zeitung. Nur so könne Kiew die russische Invasion erfolgreich abwehren. Die Ukraine müsse sich auf einen „langen Krieg“ mit Russland einstellen, der noch Monate oder gar Jahre dauern könne. „Dafür reichen der Mut und die Tapferkeit der ukrainischen Soldaten alleine nichts aus. Dazu bedarf es auch einer nachhaltigen militärischen Unterstützung durch den Westen“, sagte Stoltenberg.
Die Rolle der Bundesregierung im Konflikt mit Russland lobte der Nato-Generalsekretär: „Deutschland spielt bei der Unterstützung der Ukraine und der Nato-Länder an der Ostflanke seit vielen Monate eine wichtige und sehr konstruktive Rolle.“ Berlin habe der Ukraine wirtschaftliche und militärische Unterstützung zugesagt, die Ampel-Koalition trage die Sanktionen gegen Russland „in vollem Umfang“ mit und habe neben Flugzeugen, Schiffen und Flugabwehrsystemen auch zusätzliche Truppen an die Nato-Ostflanke entsandt. „Außerdem war die Ankündigung von Bundeskanzler Scholz, 100 Milliarden Euro zusätzlich in Verteidigung zu investieren, ein wichtiges politisches Signal.“