Berlin (epd). In Deutschland gibt es einer Studie zufolge ein breites Bewusstsein für Rassismus. Wie aus dem am Donnerstag in Berlin vorgestellten Rassismusmonitor hervorgeht, erkennen 90 Prozent der Bevölkerung an, dass es Rassismus gibt. Fast jeder Zweite (49 Prozent) kennt eine Person, die selbst schon rassistische Erfahrungen gemacht hat. 22 Prozent haben Rassismus selbst erfahren.
Für die Studie wurden den Angaben zufolge von April bis August 2021 rund 5.000 Menschen telefonisch befragt. Den Ergebnissen zufolge gibt es trotz eines hohen Bewusstseins für Rassismus auch eine hohe Zustimmung zu rassistischen Einstellungen. Fast die Hälfte der Bevölkerung (49 Prozent) glaubt demnach an menschliche „Rassen“, darunter überproportional Ältere. Zudem sind der Studie zufolge mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Befragten der Auffassung, es sei „übertrieben“, Angst vor Rassismus zu haben. Ein Drittel findet, Menschen, die sich über Rassismus beschweren, seien „überempfindlich“.
„Anerkennung von Rassismus heißt noch nicht, dass man sich antirassistisch verhält“, sagte die Direktorin des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM), Naika Foroutan. Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) bezeichnete die Ergebnisse des Monitors als zum Teil „schockierend“. Gleichzeitig sei es positiv, dass viele Menschen bereit seien, sich gegen Rassismus zu engagieren. Sie forderte dazu auf, Rassismus zu widersprechen. Durch Wegschauen würde man zum Komplizen oder zur Komplizin, sagte sie.
Der Diskriminierungs- und Rassismusmonitor basiert auf einem interdisziplinären Forschungsprojekt, das versucht, Ursachen, Ausmaß und Folgen von Rassismus in Deutschland herauszufinden. Neben repräsentativen Umfragen analysieren die Forscherinnen und Forscher unter anderem auch Medienberichterstattung, Beratungsstrukturen und die rechtliche Lage. Im Kabinettsausschuss Rechtsextremismus der vorherigen Bundesregierung wurde beschlossen, den Monitor dauerhaft zu fördern.
