EU-Kommission will digitale Patientenakten für europaweiten Zugriff

EU-Kommission will digitale Patientenakten für europaweiten Zugriff

Brüssel, Straßburg (epd). Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie schlägt die EU-Kommission eine weitreichende Digitalisierung und Vernetzung von Patientenakten und anderen Gesundheitsinformationen in Europa vor. Der „europäische Raum für Gesundheitsdaten“ soll den Bürgern wie auch der Forschung und der Politik zugutekommen und zugleich hohen Datenschutz gewährleisten, wie die Kommission am Dienstag in Straßburg ankündigte.

Geplant ist laut Kommission, dass Menschen einfach und kostenlos auf die elektronisch gespeicherten Gesundheitsdaten zugreifen können. Sie könnten sie mit Dienstleistern im Gesundheitssystem in der gesamten EU teilen. „Die Bürgerinnen und Bürger werden die vollständige Kontrolle über ihre Daten übernehmen und in der Lage sein, Informationen hinzuzufügen, falsche Daten zu berichtigen, den Zugang für andere zu beschränken und Informationen darüber zu erhalten, wie und zu welchem Zweck ihre Daten verwendet werden.“

Grundsätzlich sollen auch Forscher und Entwickler, öffentliche Institutionen, aber auch die Industrie Zugang zu den elektronischen Gesundheitsdaten haben. Das sei entscheidend, um lebensrettende Behandlungen, Impfungen oder Medizinprodukte zu entwickeln, erklärte die Kommission.

Ein solcher Zugang sei aber nur mit Erlaubnis neu einzurichtender Stellen in den EU-Ländern und ohne Preisgabe der Identität der Patienten möglich. Die Daten für etwas zu nutzen, das Bürgern schade, etwa um Versicherungsprämien zu erhöhen, sei verboten. Die Mitgliedstaaten müssen dem Plan zufolge dafür sorgen, dass unter anderem Patientendaten, Rezepte und Laborergebnisse in einem europaweiten Format ausgegeben werden.

Die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie wichtig digitale Dienste im Gesundheitsbereich seien, erklärte die Kommission. Die Komplexität der Vorschriften, Strukturen und Verfahren in den EU-Ländern erschwere aber den Zugriff auf und den Austausch von Gesundheitsdaten. Außerdem würden die Gesundheitssysteme immer häufiger Ziel von Cyberangriffen, so die Kommission zum Hintergrund ihrer Vorschläge, die nun von den EU-Regierungen und dem Europaparlament beraten werden.