Ukraine: UN empfangen weitere Evakuierte aus Mariupol

Ukraine: UN empfangen weitere Evakuierte aus Mariupol
Die humanitäre Lage im weitgehend zerstörten ukrainischen Mariupol ist nach Angaben von "Ärzte ohne Grenzen" desaströs. In der Hafenstadt fehlt es so gut wie an allem. Busse mit evakuierten Zivilisten konnten den Ort des Grauens verlassen.

Genf, Saporischja (epd). Die Vereinten Nationen haben am Dienstag in der südukrainischen Großstadt Saporischschja weitere evakuierter Zivilisten empfangen. Viele Frauen und Kinder aus der weitgehend zerstörten Hafenstadt Mariupol seien in einem Auffangzentrum angekommen, erklärte Dorit Nizan, Funktionärin der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Laut Rotem Kreuz handelt es sich um mehr als 100 Menschen, darunter mehrere Verletzte. Ein Teil der Flüchtlinge soll auf andere Regionen der Ukraine verteilt werden.

Nun müssten die Menschen versorgt und betreut werden, teilte die WHO mit. Unter anderem müssten Unterernährte behandelt werden, schwangere Frauen bräuchten besondere Hilfe. Den Angaben zufolge waren am Samstag in Saporischschja medizinische Hilfsgüter eingetroffen.

UN-Generalsekretär António Guterres hatte in der vergangenen Woche mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin die Evakuierung von Zivilisten aus Mariupol vereinbart, vor allem aus dem Stahlwerk Azovstal. Erste Evakuierungen hatten daraufhin begonnen.

Nach Angaben aus der Ukraine harrten bis vergangene Woche etwa 1.000 Zivilisten in dem Stahlwerk aus. Zudem hätten sich dort ukrainische Kämpfer verschanzt. Russland hat nach eigenen Angaben Mariupol weitgehend eingenommen.

Die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ bezeichnete die humanitäre Lage in Mariupol als desaströs. Es gebe im Moment kaum Wege, um die Menschen in der Stadt medizinisch zu versorgen, sagte die Notfallkoordinatorin für die Ukraine, Anja Wolz, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag). „Es ist derzeit nahezu unmöglich, Hilfsgüter nach Mariupol zu bringen.“

Zwar gebe es ehrenamtliche Helfer, die Medikamente in die Stadt schmuggelten, erklärte die Notfallkoordinatorin. Dabei handle es sich allerdings dabei nur um sehr kleine Mengen an Arzneimitteln. Zudem fehle medizinisches Personal. „Operationen können nicht stattfinden“, sagte die gelernte Krankenschwester den Funke-Zeitungen. Das gelte auch für die anderen Kampfgebiete des Landes.

Das tatsächliche Ausmaß an menschlichem Leid in der belagerten Metropole Mariupol werde erst in Zukunft vollständig sichtbar werden. Butscha, Irpin und Hostomel seien „nur die Spitze des Eisbergs“, sagte Wolz. In den Städten waren nach dem Abzug russischer Truppen Hunderte Leichen gefunden worden. Russland hatte seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine am 24. Februar begonnen.