Pruin: Manchmal gehen Frieden und Gerechtigkeit nicht zusammen

Pruin: Manchmal gehen Frieden und Gerechtigkeit nicht zusammen

Frankfurt a.M. (epd). Die Präsidentin des evangelischen Hilfswerks „Brot für die Welt“, Dagmar Pruin, hat das Engagement der deutschen Zivilgesellschaft für ukrainische Flüchtlinge hervorgehoben. „Mich berührt die Hilfsbereitschaft gegenüber flüchtenden Frauen und Kindern aus der Ukraine“, sagte Pruin in einem Doppelinterview mit der jesidischen Aktivistin Düzen Tekkal in dem Monatsmagazin „chrismon“ (Mai-Ausgabe). Auch die Spendenbereitschaft sei in dem Ausmaß noch nicht da gewesen.

Tekkal ergänzte: „Die Zivilgesellschaft in Deutschland ist durchaus stark, das ist wunderbar.“ Andererseits bräuchte Deutschland auch eine Regierung, die eine unbürokratische Flüchtlingshilfe verfolge. „Und da wünsche ich mir weniger 'German Bedenkenträgertum', bei dem man erst handelt, wenn es schon fünf vor zwölf ist“, sagte Tekkal, die den Angaben zufolge 1978 als Kind kurdisch-jesidischer Eltern in Hannover auf die Welt kam und Gründerin der Hilfsorganisation „Hawar.help“ ist.

Für eine Zeit nach dem Ukraine-Krieg müsse es in Russland einen „Regime-Change“ geben, sagte Tekkal weiter. „Putin muss weg.“ Doch dies sei nicht in Sicht. „Er hat ja noch nach wie vor großen Rückhalt in der Bevölkerung.“

Pruin regte zudem an, eine Perspektive für die Ukraine zu entwickeln. „Was für eine Situation kann jetzt noch in der Ukraine zum Frieden führen, die sich auch für die Menschen in der Ukraine gerecht anfühlt? Wie kann eine europäische Ordnung mit Russland aussehen?“, fragte sie. Manchmal gingen Frieden und Gerechtigkeit auch nicht zusammen, sagte Pruin, die seit März 2021 Chefin von „Brot für die Welt“ ist.