Hannover (epd). Die hannoversche Landeskirche hat sich zurückhaltend gegenüber der Idee eines sozialen Pflichtjahres für Jugendliche geäußert. Zunächst müssten die Angebote für ein freiwilliges soziales Jahr attraktiver gestaltet werden, sagte der Theologische Vizepräsident des Landeskirchenamtes in Hannover, Ralph Charbonnier, am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). In einer Umfrage hatten zuvor zwei Drittel der Deutschen die Einführung eines sozialen Pflichtjahres für Jugendliche befürwortet.
„Der Sinn für sozialen Zusammenhalt ist gestiegen, insbesondere unter Jugendlichen, das ist sehr erfreulich“, sagte Charbonnier. Dies müsse weiter gefördert werden. „Allerdings: Durch Pflicht entsteht kein Zusammenhalt“, ergänzte der evangelische Theologe. „Zusammenhalt zu fördern, kann nicht an Jugendliche delegiert werden.“ Vielmehr gehe es darum, Jugendlichen die Attraktivität und Sinnhaftigkeit sozialer Tätigkeit nahezubringen und ihr soziales Engagement gesamtgesellschaftlich zu unterstützen.
So sollten standardisierte Arbeitsbedingungen für das Freiwillige Soziale Jahr eingeführt werden, forderte Charbonnier. Dazu gehören Taschengeld, ein kostenfreies Ticket für den öffentlichen Nahverkehr und ein Anspruch auf Wohngeld. In einer repräsentativen Befragung für das Hamburger Opaschowski Institut für Zukunftsforschung hatten sich im März 66 Prozent der Befragten für ein soziales Pflichtjahr ausgesprochen. Vor drei Jahren hatten nur 37 Prozent diese Ansicht vertreten.