Mannheim (epd). Einer neuen Studie zufolge kommt Osteuropäern eine bedeutende Rolle bei der Entlastung des deutschen Arbeitsmarktes zu. Im Jahr 2020 arbeiteten rund 1,3 Millionen Frauen und Männer aus den östlichen Nachbarstaaten sozialversicherungspflichtig in Deutschland, teilte das ZEW - Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung Mannheim am Freitag mit. Das Land sei auf Fachkräfte aus anderen EU-Staaten massiv angewiesen, so die Forscher.
Der Großteil von ihnen der zahle in die Sozialkassen ein, Beschäftigungen als Minijobber und Entsendungen spielten unter Osteuropäern eine immer geringere Rolle, hieß es. Diese arbeiteten überproportional häufig in Berufsgruppen mit einem Engpass an Fachkräften und entlasteten so den deutschen Arbeitsmarkt.
Mit 170.000 Beschäftigten sind die meisten Osteuropäer hierzulande in der Post- und Lagerwirtschaft tätig. Es folgen Beschäftigungen als Fahrer im Straßenverkehr (107.000) und im Reinigungsgewerbe (102.000). Rund jede dritte Arbeitskraft in der Reinigung, der Lebens- und Genussmittelherstellung und im Hochbau kommt aus Osteuropa. Viele Beschäftigte aus den zehn genannten EU-Ländern arbeiten laut ZEW in Deutschland zwar als Fachkräfte, aber unter ihrem Qualifikationsniveau. Deshalb sollten „politische Anstrengungen darauf zielen, entsprechende Karrierewege zu eröffnen“, sagte die Ko-Autorin Katia Gallegos Torres.
Seit Inkrafttreten der Arbeitnehmerfreizügigkeit aus den neuen EU-Mitgliedsstaaten im Jahr 2011 kamen laut ZEW im Mittel jährlich knapp 107.000 Personen aus Polen, Estland, Kroatien, Lettland, Litauen, Rumänien, der Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn nach Deutschland. Mit 1,3 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten aus diesen Ländern wurde 2020 ein neuer Höhepunkt erreicht.