Köln (epd). Die Gründerin der Frauenrechtsorganisation Medica Mondiale, Monika Hauser, sieht beim Umgang mit dem Kriegsverbrechen der sexualisierten Gewalt an Frauen und Kindern ein „großes Dilemma“. Es sei einerseits wichtig, dass internationale Medien über diese Verbrechen wie derzeit in der Ukraine berichteten, dass das Unrecht wahrgenommen werde und die Frauen darüber sprechen könnten, sagte Hauser am Mittwoch im WDR5-„Morgenecho“. Auf der anderen Seite gebe es einen „Medien-Hype“, der sehr schnell dazu führen könne, das Thema und die Betroffenen zu instrumentalisieren.
Die betroffenen Frauen und Mädchen benötigten vor allem Ruhe, Schutz und psychosoziale Unterstützung, betonte die Gynäkologin, die mit ihrer Organisation seit rund 30 Jahren Opfern sexualisierter Gewalt in Kriegs- und Krisengebieten hilft. „Und nicht Journalistinnen und Journalisten, übrigens auch nicht unbedingt Menschen von der Justiz, die sie jetzt x-mal befragen, was ihnen geschehen ist.“ Hauser mahnte Aufklärung unter anderem bei den Medien zu „traumasensiblem Verhalten“ an.
Die Medica-Mondiale-Gründerin, die mit ihrer Arbeit während der Balkan-Kriege in den 90er Jahren begann, sagte, sexualisierte Gewalt sei auch in Friedenszeiten ein Hauptausdruck ungleicher patriarchaler Geschlechterverhältnisse. Der Krieg bedeute dann die „absolute extreme Ausbildung dieser ungleichen Geschlechterverhältnisse“, verstärkt durch ein Klima von Kontrollfreiheit in Kampfsituationen, von Straffreiheit und unter Umständen sogar durch Duldung und Ermunterung vonseiten einer Armeeführung.
Hauser betonte, dass sie keine Kenntnis von der aktuellen Haltung in der russischen Armeeführung habe. Aber aus ihrer jahrzehntelangen Arbeit in Kriegsgebieten seien viele solche Situationen bekannt, dass sich Männer ermutigt fühlten und vergewaltigten, „weil sie keine Strafe zu befürchten haben“. Diese Verbrechen hätten langfristige Auswirkungen auf die Frauen, auf ihre Gesundheit, auf ihr soziales Leben, die unter Umständen noch auf folgende Generationen Einfluss nähmen.