Fabritius: Wenig Kriegsbegeisterung bei Russlanddeutschen

Fabritius: Wenig Kriegsbegeisterung bei Russlanddeutschen

Berlin (epd). Der Spätaussiedlerbeauftragte der Bundesregierung und Präsident des Bundes der Vertriebenen, Bernd Fabritius, sieht keinen größeren Rückhalt für kriegsverherrlichende und Kreml-freundliche Demonstrationen unter Russlanddeutschen. „Die allermeisten Russlanddeutschen lehnen diesen menschenverachtenden Krieg - den sie als Bruderkrieg bezeichnen - ab“, sagte Fabritius der Tageszeitung „Welt“ (Montag).

Am Wochenende haben vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs wieder in mehreren deutschen Städten Demonstrationen und Autokorso von prorussischen Anhängern stattgefunden. Die meisten blieben friedlich, in Frankfurt am Main äußerten prorussische Demonstranten der Polizei zufolge auch kriegstreiberische Parolen und zeigten Flaggen.

Die Demonstrationen, die es am Wochenende in Hannover, Frankfurt und anderen Städten gegeben habe, sind nach Ansicht Fabritius' von willfährigen Kreml-Freunden organisiert worden. „Es gibt einzelne Akteure auf russischer Seite, die gezielt an dem Narrativ arbeiten, seit Kriegsausbruch seien Russlanddeutsche und Russen in Deutschland nicht mehr sicher“, sagte er.

„Dieses Vorgehen, einen großen Aufschrei in der Community vorzutäuschen, erinnert an den Fall Lisa“, sagte Fabritius weiter. Es gebe auch Hinweise, dass Aufrufe zu Demonstrationen oder Meldungen über Übergriffe auf Russlanddeutsche aus den gleichen Quellen stammten wie 2016, als Berichte über eine angebliche Vergewaltigung eines 13-jährigen Mädchens viele Russlanddeutsche auf die Straße trieben.

Der Jurist und CSU-Politiker ist seit 2018 Beauftragter der Bundesregierung für Spätaussiedlerfragen und nationale Minderheiten. Vergangene Woche teilte Fabritius mit, dass die Bundesregierung ihn ablösen und durch eine Nachfolgerin aus der SPD ersetzen wolle. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums wollte den Wechsel am Freitag in Berlin nicht bestätigen.