Nordhausen, Erfurt (epd). Überlebende und Angehörige erinnern am Montag in Thüringen an die Befreiung des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora vor 77 Jahren und an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Die Rede auf der Gedenkfeier in der heutigen KZ-Gedenkstätte soll Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) halten. Nach dem Gedenken mit Kranzniederlegung wird eine Sonderausstellung „Flucht“ eröffnet.
Mittelbau-Dora stehe exemplarisch für den mörderischen Einsatz von KZ-Häftlingen bei der Zwangsarbeit im Zweiten Weltkrieg, erklärte Ramelow vorab laut Mitteilung am Sonntag in Erfurt. Über 20.000 Menschen, ob politische Häftlinge, Juden, Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, Kriegsgefangene, Verurteilte der Wehrmachtsjustiz, Homosexuelle oder als „asozial“ oder kriminell geltende Bürgerinnen und Bürger, hätten ihre Haft in Mittelbau-Dora nicht überlebt. „In welcher Weise Menschen de facto zu Material herabgewürdigt wurden, lässt uns immer wieder sprach- und fassungslos zurück“, sagte der Ministerpräsident.
Besonders schmerze ihn, dass Menschen, die bereits durch die Nazis verfolgt wurden, erneut wegen des Krieges in der Ukraine um ihr Leben bangen müssen. „Unsagbar ist, dass Menschen, die die Konzentrationslager überlebt haben, nun doch den Tod durch Krieg und Gewalt finden, wie Boris Romantschenko in Charkiw“, so Ramelow.
Der 96-jährige Holocaust-Überlebende war im März bei einem russischen Raketenangriff auf Charkiw getötet worden. Er hatte die KZs Buchenwald, Mittelbau-Dora und Bergen-Belsen überlebt. In Buchenwald bei Weimar wurde am Sonntag an die Befreiung durch die US-Armee am 11. April 1945 erinnert.