Frankfurt a.M. (epd). Die Zahl der Organspenden ist in den ersten drei Monaten des Jahres stark gefallen. Im ersten Quartal seien 28 Prozent weniger Organe gespendet worden als im entsprechenden Vorjahreszeitraum, teilte die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) in Frankfurt am Main am Freitag mit. 176 Spender gaben 562 Organe, im Vorjahreszeitraum hatten 249 Spender 778 Organe gespendet. Mit Hilfe des europäischen Verbunds Eurotransplant hätten im ersten Quartal 600 Organe übertragen werden können. Dies seien 194 Transplantationen oder 24 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
Der Einbruch der Zahlen kam nach den Worten der DSO „völlig unerwartet“, da die Organspenden und Transplantationen in Deutschland bisher im Vergleich zu den meisten anderen europäischen Ländern durch die Corona-Pandemie im Wesentlichen unbehelligt geblieben seien. „Vor dem Hintergrund, dass jedes einzelne Organ zählt und Leben retten kann, stehen wir vor einer dramatischen Entwicklung für die rund 8.500 Patienten auf den Wartelisten“, sagte der Medizinische Vorstand der DSO, Axel Rahmel.
Der starke Rückgang ist nach Angaben der DSO zum Teil auf Effekte der Pandemie zurückzuführen. Die hohen Infektionszahlen hätten zu einem erhöhten Personalausfall auf den Intensivstationen geführt. Aufgrund der Arbeitsüberlastung hätten wahrscheinlich weniger Organspenden realisiert werden können. Auch hätten Ärzte in nahezu doppelt so vielen Fällen wie im Vorjahreszeitraum den Organspendeprozess abgebrochen, weil eine beiläufige Infektion mit dem Coronavirus ohne Symptome festgestellt wurde. Insgesamt hätten die medizinischen Ausschlussgründe einer Organspende um elf Prozent zugenommen.
Ein weiterer Grund für den Rückgang der realisierten Organspenden sei die Tatsache, dass in viel mehr Fällen der Kreislauf möglicher Spender vor dem Hirntod zusammengebrochen sei (plus 44 Prozent). Die Organe eines Spenders müssen nach dem Hirntod intensivmedizinisch funktionsfähig gehalten werden. Versagt das Herz-Kreislauf-System vorzeitig, ist keine Organspende mehr möglich. Schließlich hätten mehr Patienten auf Intensivstationen und deren Angehörige Organspenden abgelehnt. Die Zahl der Ablehnungen sei um elf Prozent gestiegen.
Lediglich in 15 Prozent der Fälle hätten die Patienten eine schriftliche Willensbekundung wie einen Organspendeausweis gehabt. Die DSO appellierte, die Patienten auf den Wartelisten für Organe nicht aus dem Blick zu verlieren.