Gütersloh (epd). Jeder zweite Beschäftigte in der Privatwirtschaft geht einer Umfrage zufolge davon aus, dass der Ukraine-Krieg Folgen für das eigene Unternehmen haben wird. Die Hälfte der Befragten (49,9 Prozent) sind der Ansicht, dass Unternehmen nicht weitermachen können wie bisher, wie die Bertelsmann Stiftung am Montag in Gütersloh mitteilte. Knapp 37 Prozent der Befragten setzten dagegen darauf, dass der Krieg keine Auswirkungen für das eigene Unternehmen haben wird.
Mitarbeitende in großen Unternehmen schätzen demnach die Situation dabei negativer ein als in kleinen Betrieben mit bis zu 50 Beschäftigten. Aber überall werde über Veränderungen und Herausforderungen für Arbeitgeber nachgedacht, hieß es. Für die Studie hatte das Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der Stiftung rund 2.500 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zwischen 14. und 29. März befragt.
Mehr als ein Drittel der Befragten (36,9 Prozent) ist demnach der Meinung, dass sich Geschäftsbeziehungen zu Kunden und Lieferanten verändern und neu aufgestellt werden müssen. Rund ein Viertel (25,8 Prozent) sagt, dass das Thema Energieeffizienz in ihren Unternehmen jetzt noch höhere Aufmerksamkeit bekommen müsse.
Auch hier zeigen sich laut Umfrage Unterschiede zwischen Großunternehmen und kleinen Mittelständlern. Bei Arbeitgebern mit weniger als 50 Beschäftigten rücke neben den Geschäftsbeziehungen zu Lieferanten und Kunden vor allem Fragen der Energieeffizienz in den Fokus (25,7 Prozent). Bei Großunternehmen spielten dagegen die Liefer- und Produktionsketten eine wichtigere Rolle. Hier würden vor allem „Geschäftsbeziehungen zu Lieferanten/Kunden“ (46,1 Prozent), „Standorte/ Vertriebsstrukturen im Ausland“ (34,4 Prozent) und „Situation von Mitarbeitern im Ausland“ (35,9 Prozent) als drängende Themen genannt.
„Die Antworten zeigen, dass das Thema der internationalen Arbeitsteilung bei den Beschäftigten angekommen ist“, sagte der Wirtschaftsexperte der Bertelsmann Stiftung, Christian Schilcher. Wie, wo und mit wem wirtschaftlich kooperiert wird, wie Lieferketten unabhängiger und robuster werden können, wie wirtschaftliche Verflechtungen neu aufgestellt werden, all das seien aktuelle Herausforderungen, die sich durch den Krieg für Unternehmen nun vermehrt stellen würden.
Nur 8,9 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass angesichts des Krieges Innovationen stärker ins Blickfeld rücken müssen, wie die Umfrage weiter ergab. „Das ist bedenklich, denn gerade bei krass veränderten Marktlagen und Wirtschaftsbedingungen ist es wichtiger denn je, dass Unternehmen ihre Innovationsfähigkeit vorantreiben“, erklärte Schilcher.