Dortmund (epd). Die Greenpeace-Expertin für nachhaltige Landwirtschaft, Christiane Huxdorff, fordert angesichts der Preissteigerungen durch den Ukraine-Krieg ein radikales Umsteuern in der Landwirtschaft. Nötig sei eine Landwirtschaft, die das Klima schütze, die Biodiversität ausbaue sowie den Boden und das Wasser schütze, sagte Huxdorff am Freitagabend beim „Kirchentag Mensch-Tier-Schöpfung“ in Dortmund. Auch die Konsumenten müssten ihren Fleisch- und Milchkonsum deutlich reduzieren.
Der Krieg in der Ukraine habe Auswirkungen auf die Ernährung und Lebensmittelwirtschaft weltweit, erklärte die Greenpeace-Expertin. Die Ukraine und Russland gehörten zu den wichtigsten Lieferanten von Getreide, Weizen, Mais und Gerste. Besonders betroffen seien afrikanische und asiatische Länder, die von Weizenimporten abhängig sind.
In Europa würden mehr als 70 Prozent von Weidefläche und Ackerland genutzt, um Tiere zu ernähren, kritisierte Huxdorff. Auf diesen Flächen könnten alternativ Lebensmittel produziert werden. Bereits eine Reduzierung der Tierhaltung um zehn Prozent könnte den gesamten Weizen, der aus der Ukraine kommt, kompensieren, sagte Huxdorff. „Es ist nicht so, dass es einen Mangel an Weizen gibt, es kommt nur darauf an, wie er verteilt und verwertet wird.“
Die zukünftige Landwirtschaft müsse „uns alle mit ausreichend gesunden Lebensmitteln versorgen“, mahnte die Greenpeace-Expertin. Das könne jedoch nur erreicht werden, wenn weniger Ackerfläche für Futtermittel verwendet werden. Zudem müsse der Tierbestand verringert werden und der Einsatz von Pestiziden beendet werden. Für ein Umsteuern in der Landwirtschaft seien sowohl Verordnungen für die Landwirtschaft nötig als auch Förderungen für Landwirte, erklärte Huxdorff.
Mit den Rechten von Tieren und der Zukunft der Landwirtschaft befasst sich noch bis Sonntag der fünfte „Kirchentag Mensch-Tier-Schöpfung“ in Dortmund. In rund 20 Vorträgen, Workshops, Diskussionen, Ausstellungen und Konzerten gehe es um die Frage, wie eine global nachhaltige Landwirtschaft möglich sei, teilte die evangelische Lydia-Kirchengemeinde in Dortmund mit. Sie organisiert den „kleinen Kirchentag“ alle zwei Jahre mit dem bundesweiten Verein „Aktion Kirche und Tiere“, 2020 fiel die Veranstaltung wegen der Corona-Pandemie allerdings aus.