Frankfurt a.M., Kabul (epd). Aus Protest gegen den Ausschluss von Mädchen aus weiterführenden Schulen sind am Samstag in Afghanistan Dutzende mutige Frauen und Mädchen auf die Straße gegangen. Der TV-Sender Tolo News berichtete von Dutzenden Teilnehmerinnen an der Demonstration in der Hauptstadt Kabul.
Mit dem Beginn des neuen Schuljahres in der vergangenen Woche hatten die radikalislamischen Taliban die Öffnung der Schulen auch für Mädchen angekündigt, dann aber kurzfristig erklärt, den Zugang zum Unterricht für Mädchen ab der 7. Klasse auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Mädchen standen am ersten Schultag vor verschlossenen Türen oder mussten gleich nach Unterrichtsbeginn die Schule wieder verlassen.
Die UN, die EU und zahlreiche Organisationen und Länder haben die Entscheidung scharf kritisiert. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen forderte das Islamische Emirat auf, allen Mädchen in Afghanistan den Schulbesuch zu ermöglichen. Am Freitag (Ortszeit) wandten sich zehn Vertreter und Vertreterinnen des Sicherheitsrats erneut an die Taliban. Sie forderten in einer auf Twitter verbreiteten gemeinsamen Stellungnahme, die Schulen umgehend für alle Mädchen in Afghanistan zu öffnen. „Bildung ist der entscheidende Baustein für jede Gesellschaft“, betonten sie.
Nach ihrer Machtübernahme im August hatten die Taliban weiterführende Schulen im September nur für Jungen wieder geöffnet. Ausnahmen für Mädchen wurden lediglich aus wenigen Provinzen gemeldet. Schon während des Taliban-Regimes in den 1990-er Jahren durften Mädchen nicht zur Schule gehen. Afghanischen Frauen war die Arbeit außerhalb des eigenen Hauses untersagt.