Berlin (epd). Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat an die Bundesländer appelliert, von der Hotspot-Regelung zur Anordnung strengerer Corona-Schutzmaßnahmen Gebrauch zu machen. „Wir können es so nicht laufen lassen“, sagte Lauterbach am Freitag in Berlin. Durchschnittlich 300 Tote am Tag und eine Überlastung des Gesundheitssystems seien nicht akzeptabel, sagte er.
Seit dieser Woche gilt das neue Infektionsschutzgesetz, das bundesweit nur noch Basisschutzmaßnahmen gegen das Coronavirus vorsieht, in vielen Bereichen nicht einmal mehr eine Maskenpflicht. Die Länder können aber für ihr Land oder einzelne Landkreise schärfere Maßnahmen anordnen, wenn eine Überlastung des Gesundheitssystems droht.
Lauterbach erklärte, als Kriterium sei vor allem die Situation in Krankenhäusern heranzuziehen. Wenn die Notfallversorgung nicht mehr sichergestellt werden kann, planbare Eingriffe abgesagt oder verlegt werden müssen und Untergrenzen für das Pflegepersonal unterschritten werden, könne die Hotspot-Regelung greifen. Größtes Problem sei derzeit, dass viele im Gesundheitswesen Beschäftigte selbst infiziert sind, sagte Lauterbach.
Am Montag will er nach eigenen Angaben mit den Gesundheitsministern und -ministerinnen der Länder über die Kriterien für Hotspots reden, um zu einer einheitlicheren Handhabe der Regelung zu kommen. Fast alle Länder hätten die im neuen Gesetz rund zweiwöchige Übergangszeit genutzt und alte Schutzmaßnahmen beibehalten, sagte er. Das reiche aber nicht.
Auch der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, gab keine Entwarnung bei der Infektionslage. Es komme jetzt sehr darauf an, „wie wir uns jetzt verhalten“, sagte er. Lauterbach und Wieler appellierten nochmals, sich impfen zu lassen. Lauterbach beklagte in dem Zusammenhang, dass noch zu wenige Menschen eine vierte Impfung erhalten haben. Nur zehn Prozent derer, für die diese Auffrischung empfohlen sei, seien ein viertes Mal geimpft, sagte er.
Das RKI meldete am Freitag mehr als 296.000 nachgewiesene Corona-Infektionen binnen eines Tages. Die bundesweite Zahl der Fälle pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche liegt bei 1.756,4. In einigen Landkreisen liegt diese Inzidenz bei mehr als 3.000.